"Afrikanischer Kindertanz" mit Mamadou M'Baye war auch dieses Jahr ein Höhepunkt der Tanzwochen für bewegungsfreudige Kinder im Volksschulalter. Es wurden zwei Kurse angeboten. Die jungen Tänzer trafen einander eine Woche lang täglich für eine Stunde in einer der Hallen, die im Wiener Arsenal für die Workshops der Tanzwochen adaptiert wurden.
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Viele der Kinder kommen, weil Mamadou M´Baye ihnen oder ihren Eltern kein Unbekannter mehr ist. Der Lehrer aus dem Senegal lebt und lehrt seit 20 Jahren in Europa, den USA und fallweise auch in Japan. Mamadou stammt aus der alten, sehr bekannten Griot-Familie M´Baye in Dakar, Senegal. In einer Griot-Familie wird das Überliefern von traditionellem Wissen und alten Erzählungen vom Vater an den Sohn in jeder Generation weitergegeben. Wer aus solch einer Familie kommt, wird Sänger, Musiker, Tänzer. Mamadou M´Baye geht seiner Aufgabe nun v.a. in Europa nach. Seine Basis ist Berlin.
In den Anfangsjahren der Tanzwochen in Wien unterrichtete M´Baye zunächst "Afrikanischen Tanz" für Erwachsene. Es war das nachdrückliche Interesse von Kindern teilnehmender Erwachsener, das den "Afrikanischen Kindertanz" ins Leben rief.
Nach seinem Konzept für diese erfolgreiche Veranstaltung befragt erklärt Mamadou M´Baye: "Das Geheimnis ist, zuerst selber Kind zu sein. Ich versuche an den ersten beiden Tagen, mit den Kindern eine gemeinsame Sprache zu bilden. Und mir den kleinen Vorteil zu Nutze zu machen, dass sie neugierig sind auf den fremden Lehrer aus dem Senegal." Der Erfolg gibt ihm recht. Schon Vorschulkinder sind aufmerksam eine volle Stunde bei der Sache. Im Kreis aufwärmen, Übungen für den Rücken und Vorübungen für spätere Tanzschritte, dann ein kleiner, rasch erlernter Kreistanz. Zuerst mit dem Lehrer gemeinsam, der den Rhythmus singt, dann alleine, geführt und begleitet von der Djembe-trommel , die M´Baye meisterhaft spielt. Sein Unterricht ist abwechslungsreich und spannend. "Ganz wichtig für Kinder sind Geschichten und ein Lied dazu. Sie sollen vor allem Spaß am Tanzen haben." Den haben die kleinen Tänzer offensichtlich.
Was unsere Kinder hier in einem Tanzkurs lernen, gehört in Dakar und vielen anderen Städten und Dörfern des afrikanischen Kontinents zum Alltag. "Bei uns gibt es keine Schulen um Tanzen zu lernen. Wir tanzen bei Festen, beim Nachbarn, zu Hause. In Europa gibt es ein anderes System." erklärt Mamadou M´Baye. Afrikanischen Tanz zu unterrichten heißt für ihn, afrikanische Mentalität, afrikanisches Leben darzustellen und näher zu bringen. Hier in Wien wird er seiner Aufgabe als Mitglied einer Griot-Familie gerecht. Seine jungen Schüler tauchen ein in die Freude und Begeisterung dieser Seite des Lebens auf dem südlichen Nachbarkontinent.
Eltern wie Kinder sind froh, mit diesem Angebot eine Erlebnisreiche Ferienwoche in Wien verbringen zu können. Im nächsten Jahr wird man zwischen einem Kurs für "Anfänger" und einem für "Anfänger mit Vorkenntnissen" wählen können. So soll den Kindern eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung gegeben werden. Nach wie vor keine Angebot gibt es aber für Jugendliche, die dem Kinderprogramm entwachsen sind, mit den Erwachsenen aber noch nicht mitkönnen und wollen. Vielleicht wird auch dem Wunsch der 10 bis 16 Jährigen nach einem eignen Kurs bei der Leitung der Tanzwochen Gehör geschenkt werden.
Eine Zuschauerin bemerkt am letzten Tag: "Ich hätte nicht gedacht, dass Kinder in diesem Alter in einer Woche so viel lernen können." Das Geheimnis des Lehrers enthüllt sich dem Beobachter während des Unterrichtens: "Das ist nicht leicht. Schaffen wir das mit der Trommel? Ich traue euch das zu!" ermutigt der Lehrer aus dem Senegal immer wieder seine Schüler. Und vielleicht auch so manchen Zunftkollegen hier in Wien.