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"Man darf sich nicht auf gutes Wetter verlassen"

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

In der Sommersaison punkten Hotels mit wetterunabhängiger Infrastruktur.


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Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) finanziert und fördert im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Investitionen im heimischen Fremdenverkehr mit günstigen Krediten und Zuschüssen. Ihr Geschäftsführer Wolfgang Kleemann sprach mit der "Wiener Zeitung" über die Schwachstellen in der Beherbergungsbranche.

"Wiener Zeitung": Auf Ihrer Homepage stehen Zitate rund um das Thema Reisen. Unter anderem ein Ausspruch des ehemaligen US-amerikanischen Astronauten Buzz Aldrin: "Abenteuerreisen zum Mond werden kommen." Eine Konkurrenz für das Tourismusland Österreich?Wolfgang Kleemann: Es wird schon in gewisser Weise Konkurrenz kommen. Der Trend geht immer mehr dazu, Erlebnisse zu inszenieren.

Die Beherbergungsbetriebe verzeichneten 2015 rekordmäßige 135,15 Millionen Gästenächtigungen. Die Sorgenkinder sind aber nach wie vor Hotels in Regionen, deren Hauptsaison der Sommer ist, zum Beispiel die Destinationen in Kärnten, im Salzkammergut oder am Neusiedler See. Was raten Sie ihnen?

Das Problem ist nicht der Sommertourismus an sich, sondern der nicht inszenierte Sommerurlaub. Erinnern wir uns zum Beispiel an die verregnete Saison im Jahr 2014. Für den Kärntner Tourismus war das ein Desaster, die Gäste blieben aus. Es gab deutliche Besucherrückgänge, jedoch nicht bei den Hotels mit wetterunabhängiger Infrastruktur, sondern bei denen, die in den 1970er und 1980er Jahren stehengeblieben sind. Man darf sich auf’s gute Wetter nicht verlassen.

Wie kann man einem Sommergast, der eigentlich zum Baden kommt, bei miesem Wetter ein schönes Urlaubserlebnis bescheren?

Ein Beispiel: Ein Hotelier am Ossiacher See hat für seine Gäste einen gemütlichen Holzpavillon aufgestellt, bei dem die Seitenteile aufgemacht werden können. Das ist auch bei Regen ein ganz besonderes Naturerlebnis. Oder: In Altaussee steht eine Freiluft-Gradieranlage. Dabei tropft Sole aus dem Altausseer Salzbergwerk über ein Holzgerüst mit frisch geschnittenen Tannenzweigen. Da kann man sich mit einem Buch hineinsetzen und die Wirkung der ätherischen Öle genießen. Kreativität und Improvisationstalent sind gefragt. Der Alptraum von Familien mit Kindern ist, den Urlaub wegen Schlechtwetters im Hotelzimmer verbringen zu müssen. Warum nicht ein Zelt aufstellen und Teppiche reinlegen? Ich vermisse Fantasie und Investitionsbereitschaft.

A propos Investitionen: Bonität und Eigenkapitalausstattung der heimischen Hotellerie haben sich in den vergangenen Jahren verbessert. Es wird aber weniger investiert, vor allem in die Infrastruktur. Warum?

Die Ertragslage vieler Betriebe ist nicht die beste. Die gestiegenen Kosten können nicht eins zu eins auf die Zimmerpreise umgelegt werden, weshalb der operative Überschuss seit 2010 stagniert. Dabei haben wir gerade jetzt eine Zinslandschaft, die so nicht wieder kommen wird. Bei unseren Krediten liegen die Zinsen in einer Bandbreite von null bis 0,9 Prozent. Und die Fördertöpfe sind voll.

Die ÖHT hat sich die Top-20-Hotelbetriebe in ihrem Kreditnehmerportfolio angesehen, die pro Zimmer ein operatives Ergebnis von 30.000 bis 50.000 Euro im Jahr erzielen. Der Durchschnitt bei den 4-Sterne-Hotels beträgt nur 8500 Euro. Worin liegt das Geheimnis des Erfolgs der Spitzenbetriebe?

Sie sind zu 85 Prozent eindeutig positioniert, und ihr Saisonschwerpunkt liegt überwiegend im Winter. Die 15 Prozent, die keine eindeutige Positionierung haben, profitieren von ihrer Lage in den Hotspots des Wintertourismus. Auch die Betriebsgröße ist ein Erfolgsfaktor. Die Top-20-Häuser in unserem Portfolio haben im Durchschnitt 150 Betten. In Österreich liegt der Schnitt bei 46 Betten pro Betrieb.

Zur Person

Wolfgang Kleeman

leitet gemeinsam mit Franz Hartl das Tourismus-Förderungsinstitut Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT). Der Wiener (Jahrgang 1957) ist gelernter Koch und Kellner und studierte Betriebswirtschaftslehre.