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"Wir haben uns getroffen, allein bei ihr zuhaus’ / Sie sah noch viel, viel dicker als auf dem Foto aus / Ich schloss sie in die Arme, das heißt, ich hab’s versucht / Ich stürzte in ihr Fettgewebe wie in eine Schlucht." Klingt nicht nett, ist aber Kunst. Also zumindest ist es ein Popsong, und zwar von den Ärzten. Aber Fans, die diesen Song namens "Elke" bei Konzerten hören wollen, werden enttäuscht. Denn die Band will dieses Lied nicht mehr spielen. Bei einem Auftritt erklärte Farin Urlaub seinem Publikum: "Nee, Leute. Elke ist fatshaming und misogyn. Sowas spielen wir nicht mehr, das ist letztes Jahrtausend."
Er muss es wissen, er hat den Text zu dem Lied schließlich verfasst. Mit so kuscheligen Reimen wie "Sie hat zentnerschwere Schenkel, sie ist unendlich fett / Neulich hab’ ich sie bestiegen - ohne Sauerstoffgerät."
Diese Elke soll es tatsächlich gegeben haben, heute würde man sie wohl eine Stalkerin nennen. Oder auch nur einen verzweifelten Fan: Sie stellte der Band nach, bombardierte sie mit Briefen, denen sie auch Fotos beilegte. Und daher wusste Farin Urlaub, dass sie übergewichtig ist. Was er dann auf trefflich demütigende Weise gegen sie verwendete. Nun weiß man nicht, ob sich Elke damit vielleicht geehrt gefühlt hat. Eher anzunehmen ist freilich, dass sie tief getroffen war. Für diesen Song braucht man keine Fremdwörter wie Fatshaming oder misogyn. Es reicht das simple deutsche Wort "gemein". Besser eine späte Einsicht der Band in diese Tatsache als gar keine.