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"Man wird den Tunnel brauchen"

Von Daniel Bischof

Politik

Am Montag wurde die Studie zum geplanten Lobautunnel präsentiert. Sie bestätigt Kritiker und Befürworter.


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Wien. Monatelang wurde die Studie zum geplanten Lobautunnel unter Verschluss gehalten. Obwohl sie schon seit geraumer Zeit fertig ist, wurde sie von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) nicht veröffentlicht - die "Wiener Zeitung" berichtete. Am Montag wurde die Studie nun endlich präsentiert. Die Ergebnisse werden sowohl Tunnelbefürworter als auch -gegner freuen. So spricht sich eine Forschungsgruppe der Technischen Universität Wien gegen den Tunnelbau aus. Eine andere Expertengruppe kommt hingegen zum Schluss: "Man wird den Tunnel brauchen."

Der geplante Tunnelbau spaltet seit Jahren die Gemüter. Er soll das 8,2 Kilometer lange Herzstück der umstrittenen Wiener Nordostumfahrung (S1) werden. Zwischen Süßenbrunn und Schwechat soll er unter dem Nationalpark Lobau und der Donau durchführen. Unterstützer halten ihn für eine wirtschaftliche und verkehrstechnische Notwendigkeit. Kritiker sehen in dem Tunnel eine Gefahr für den Nationalpark und befürchten ein weit höheres Verkehrsaufkommen.

Mit den Auswirkungen des Projekts auf Wien hat sich in der Studie das Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien beschäftigt. Das Expertenteam hält den Tunnel aus verkehrstechnischer Sicht für nicht notwendig. Es spricht sich klar gegen den Tunnel und für einen Aktionsplan zum Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und der Parkraumbewirtschaftung aus. Diesen Plan brauche es jedenfalls auch, falls der Tunnel gebaut werde.

Kurzfristige Entlastung

"Der Lobautunnel für sich alleine verändert das System negativ für die Stadt", sagte Harald Frey von der TU Wien. Er bringe nur eine kurzfristige Verkehrsentlastung für drei oder vier Jahre und führe eher zu zusätzlichen Belastungen. Eine langfristige Entlastung gebe es nur im Zusammenhang mit dem Aktionsplan, um die negativen Wirkungen des Tunnels abzuschwächen.

Der Bericht einer anderen Expertengruppe, der die Ergebnisse des TU-Teams berücksichtigt, kommt zu einem anderen Ergebnis. Die Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung im 21. und 22. Bezirk sowie im Umland werde ohne den Tunnel "erheblich behindert und zeitlich verzögert", sagte Christof Schremmer vom Österreichischen Institut für Raumplanung. Jetzt schon gebe es in diesen Gegenden ein Arbeitsplatzdefizit. Schremmer spricht sich für den Bau des Tunnels aus. Eine alternative Trassenführung sei nicht möglich. Zeitgleich mit dem Bau brauche es aber auch den Aktionsplan.

"Die Studien zeigen uns: Wenn nichts geschieht, dann erstickt Wien im Verkehr - ganz besonders die Donaustadt", sagte Vassilakou. Die Haltung der Grünen bleibe unverändert: "Es braucht diesen Tunnel nicht." Nun könne man aber nur mehr die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts abwarten. Das Gericht prüft derzeit in zweiter Instanz den positiven Umweltverträglichkeitsbescheid für den geplanten S1-Abschnitt. Den Vorwurf, dass man die Verantwortung lieber auf das Gericht abwälze, anstatt sich als Öko-Partei gegen die SPÖ zu positionieren, lässt Vassilakou nicht gelten: "Es gibt nun einmal die Gewaltenteilung."

Bezirkschef rudert zurück

Falls es zum Tunnelbau komme, werde sie sich für ein Maßnahmenpaket inklusive Parkraumbewirtschaftung einsetzen. Auch der Bezirkschef der Donaustadt, Ernst Nevrivy, könne sich ein solches vorstellen, so Vassilakou. Der "Wiener Zeitung" hatte Nevrivy vor zwei Wochen noch erklärt: "Es wird mit mir als Bezirksvorsteher keine Parkraumbewirtschaftung in der Donaustadt geben. Daran ändert auch der Lobautunnel nichts."

Am Montag ruderte er zurück: "Wenn der Tunnel und die Stadtstraße da sind, kann man mit mir über alle Maßnahmen sprechen - auch über eine sinnvolle Parkraumbewirtschaftung." Es gelte aber: "Zuerst will ich meine Straße und meinen Tunnel haben."