Forum in Davos öffnete am Mittwoch seine Pforten. | Aufschwung wird auch heuer anhalten. | Davos. Die Ökonomen scheinen sich einig zu sein: In den kurzfristigen Perspektiven der globalen Ökonomie herrscht Optimismus. Jacob A. Frenkel, Vize-Präsident des US-amerikanischen Versicherungskonzerns American International Group, brachte diese Stimmung gestern auf dem Eröffnungspodium des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum, WEF) im schweizerischen Davos mit einem Bonmot auf den Punkt: "Ob Optimist oder Pessimist: Wir alle müssen eines Tages diese Welt verlassen. Ich werde, bis es soweit ist, ein Optimist bleiben".
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Diese Grundstimmung wird nicht nur in Davos geteilt, wie Samuel A. Di Piazza junior, Boss von PricewaterhouseCoopers (PWC), belegen konnte. PWC, eine der größten Unternehmensberatungen der Welt, stellte am Dienstagabend eine Studie vor, die auf die Befragung von über Tausend Unternehmenschefs weltweit basiert. Die Befragten haben, wie er sagte, einen "überwältigenden Optimismus" gezeigt. Danach sind mehr als 90 Prozent der Befragten zuversichtlich, was die Wachstumschancen ihrer Unternehmen für die nächsten drei Jahre betrifft. Das ist eine doppelt so hohe Quote wie 2001. Dabei zeigen sich in der geographischen Verteilung kaum Unterschiede. Unternehmenschefs in China sind so optimistisch wie ihre Kollegen in Europa oder Nordamerika.
Hohe Energieund
Rohstoffpreise
Nicht viel verändert hat sich aus der Sicht der Unternehmenschefs hingegen auf der Liste der Haupthindernisse für weiteres Wachstum: Überregulierung, Konkurrenz aus Billiglohnländern und hohe Energie- und Rohstoffpreise. Dass die großen Konzernchefs ihre Kollegen aus kleineren Betrieben an Optimismus noch übertreffen, hat einen einfachen Grund: Ihre weltweit operierenden Firmen zählen auch weiterhin zu den Profiteuren der Globalisierung, die laut Di Piazza junior "eine Welt ohne Grenzen geschaffen hat". Bei allem Geschäftssinn zeige sich auch bei den Wirtschaftsführern ein steigendes Bewusstsein für die Anliegen der Zivilgesellschaft. Jeder achte nehme schon eine "sehr aktive Rolle" ein, wenn es um Kooperation von Wirtschaft und Staat zur Lösung wirtschaftlicher und politischer Probleme.
Die Pessimisten waren auch am ersten Podium des Weltwirtschaftsforums dünn gesät. Das war noch verständlich im Falle von Min Zhu, Vizepräsident der Bank of China, der für sein Land auch 2007 ein Wachstum um oder knapp über 10 Prozent erwartet. Auch Montek S. Ahluwalia, Vorsitzender der indischen Planungskommission, kann bei einem budgetierten Wachstum von acht bis neun Prozent kaum anders als optimistisch sein. Die Stimmung ist verhaltener, was die USA anbetrifft: Jacob A. Frenkel und Laura D. Tyson, Dekan der London Business School, rechnen mit einer rückläufigen Wirtschaftsentwicklung für die größte Volkswirtschaft der Welt. Aber sie sind beide überzeugt, dass die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft gering sein werden. Einzig der US-amerikanische Ökonom Nouriel Roubini, Wirtschaftsprofessor an der New York University, gab eine Unwetterwarnung heraus. Er rechnet mit Stürmen im Immobiliensektor der USA.
US-Immobilienmarkt
als großes Risiko
Das Platzen der Spekulationsblase, die zu völlig überzogenen Preisen geführt habe, werde die ganze Wirtschaft erfassen und zu einer "harten Landung", wenn nicht gar Rezession (einem Rückgang der Wirtschaft, Anm.) führen. Das werde auch aus globaler Sicht deutliche Spuren hinterlassen. Robinis Argumente blieben im Feld der Optimisten ungehört.
Auf längere Sicht wird die globale Wirtschaft indes, da war sich die Diskussionsrunde weitgehend einig, von US-amerikanischem Unwohlsein weit weniger betroffen sein als heute. Min Zhu sieht sich gar in die Epoche um 1900 zurück versetzt, als es die USA waren, die sich anschickten, in einer sich globalisierenden Wirtschaft die angestammten Mächte vom Thron zu stoßen. Heute wiederhole sich die Geschichte auf der anderen Seite des Globus. China und Indien, die derzeit mit 40 Prozent Anteil an der Weltbevölkerung nur sechs Prozent der Wirtschaftsleistung erbringen, holen in rasantem Tempo auf. Und, so Min Zhu, "die Flitterwochen haben erst begonnen".