Tiere passen sich in der Wildnis ständig an neue Situationen an. | Wie das Rudeltier Löwe brauchen auch Chefs treue Gefährten. | Wien. Teamplayer oder kluger Stratege - in Sachen Management greifen viele Berater gerne auf animalische Vorbilder zurück. Für eine strahlende Karriere müsse man sich vom Mäuschen zum Raubtier entwickeln, heißt es oft.
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Der Löwe symbolisiert Macht und Stärke, übernimmt Verantwortung und auf geheimnisvolle Art wirkt er unangreifbar - alles Charakteristika, mit denen sich auch Führungskräften gerne identifizieren.
Der deutsche Abenteurer und Buchautor Matto Barfuss verfolgt seit 1995 - wochenlang auch auf allen Vieren - das Leben der Geparden und Löwen in Afrika und bestätigt die Parallelen zwischen Tierwelt und Geschäftsalltag. "Der Löwe ist ein Meister im Anpassen an neue Umgebungen. Er muss sein Umfeld ganz genau kennen, um dort zu überleben", sagt der Afrika-Liebhaber im Rahmen einer Veranstaltung des Dialog Marketing Verbandes Österreich (DMVÖ) in Wien. Hier ein neuer Fluss, dort ein bedrohlicher Rivale - es gelte, Situationen ständig neu zu bewerten und die passende Strategie zu finden.
Löwen sind soziale Tiere, die nur im Rudel überleben. "Auch eine Führungskraft braucht Motivatoren und Jagdgefährten um sich herum", ist Barfuss überzeugt. Wettbewerbsverhalten wird schon unter den jüngsten Raubtieren früh trainiert. Sechs Löwenbabys und nur vier Milch-Zitzen zum Trinken - kämpfen lautet da die Devise. Wer lamentiert und nicht ständig in Bewegung ist, kann in der rauen Steppe nicht überleben.
Und wie im Berufsleben auch, macht die Übung in der Wildnis den Meister. Es braucht jahrelange Erfahrung, bis der Löwe das Zerfleischen eines Zebras oder 230 Kilo schweren, dickhäutigen Elefanten mit Bravour schafft.
Dass nicht alle Lebensgewohnheiten des Löwen für die Karriereleiter hilfreich sind, bestreitet freilich auch Barfuss nicht: "Ein Löwe kann bis zu 20 Stunden durchgehend schlafen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben."
Teamfähige Delfine
Delfine gelten ebenfalls als strategisch klug und gleichzeitig äußerst sozial in ihrem Verhalten. Kein Wunder also, dass Personalberater gerne in Sachen Teamentwicklung bei ihnen Inspirationen holen. Die Säugetiere bewegen sich gerne in Gruppen, jagen und spielen gemeinsam. Sie achten dabei auf Stärken und Schwächen des anderen. Wenn sie ihr Ziel nicht erreichen, ändern sie Verhaltensweise und Strategie. Sie passen sich den Gegebenheiten an und lernen aus Fehlern.
Die beiden amerikanischen Coaches Dudley Lynch und Paul Kordis leiteten aus dem Delfinverhalten eine Managementmethode ab, die auf emotionale Intelligenz, flexibles Arbeiten und Kooperation fokussiert. Sie preist die Vernetzung unter Kollegen an und setzt auf Individualität ebenso wie auf Gemeinschaft.
Auch im Affenreich gibt es Verhaltensweisen, die Mitarbeiter von Tieren abschauen können. Der niederländische Biologe Patrick van Veen zählt dazu das Lausen, bei dem ein Affe das Fell des anderen pflegt.
Das Lausen verbinde die Einzeltiere, sichere Loyalität und führe zu Wohlbefinden. Mit Lausen im Unternehmen meint van Veen das Knüpfen von Kontakten, den gemeinsamen Kaffeeklatsch oder den kurzen Plausch auf dem Flur. Ganz wichtig sei auch das Lausen von oben nach unten, so van Veen, der seit 2004 "Affenmanagement"-Seminare für Führungskräfte anbietet.
Maul aufreißen wie Nilpferde
Das Tierverhalten lässt sich auch humoristisch im Unternehmensalltag nutzen: So tauchen immer mal Schlagwörter wie "Management by Nilpferd" - Auftauchen, Maul aufreißen, wieder untertauchen - oder "Management by Känguru" - mit leerem Beutel große Sprünge machen - auf.