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"Manche Chancen hat man nur einmal im Leben"

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Beruflicher Erfolg mit viel Professionalität und starkem privaten Rückhalt. | Karrierekick durch Ostsprachen. | Bratislava. "In dem zweiten Winter in dem ich hier war, gabs ab Dezember keine Kartoffeln mehr zu kaufen. Heute können Sie in der Slowakei alles bekommen", fasst Regina Ovesny-Straka (46) die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre prägnant zusammen.


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Vor inzwischen elf Jahren kam die gebürtige Österreicherin für die Creditanstalt in die Slowakei. Nach der Fusion des Instituts mit der Bank Austria wurde sie 1999 Vorstandsvorsprecherin der BA-CA Slowakei, bis sie im Jahr 2001 von Erste Bank-Chef Andreas Treichel abgeworben wurde. Seither ist Ovesny-Straka Generaldirektorin der zur Erste Bank-Gruppe gehörenden Slovenská Sporite ¾ ò a (slsp). Im größten Bankinstitut in der Slowakei arbeiten inzwischen in rund 300 Filialen fast 5.000 Mitarbeiter. Die Slovenská Sporite ¾ ò a verfügt über einen Marktanteil (gemessen an der Bilanzsumme) von 24 Prozent.

Fleiß, Wissen, Glück und der richtige Partner

Wie es Ovesny-Straka so weit gebracht hat? "Ich habe viel gearbeitet, war zur richtigen Zeit am richtigen Platz, habe mich weitergebildet und immer versucht professionell an die Dinge heran zu gehen. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus alle dem", sagt Ovesny-Straka im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" und fügt hinzu: "Und ich hatte immer die Unterstützung meines Mannes." Der war es auch, der sie noch in Creditanstalt-Zeiten mit den Worten "Das wär doch was für dich" auf die offene Stelle in der Slowakei aufmerksam gemacht hatte. Strakas Ehemann, Franz Ovesny, ist ehemaliger Generalsekretär des Bankenverbands in Österreich und hat ebenso wie Ovesny selbst familiere Wurzeln in Tschechien.

Der Job in der Slowakei habe sie sofort gereizt, aber sie hatte Sorge, dabei die Beziehung zu ihrem Mann aufs Spiel zu setzen, erzählt die Bank-Chefin. "Aber wir haben gesagt, wir schaffen das." Die Frage, ob es die richtige Entscheidung war, erübrigt sich: Die Banken-Chefin spricht mit Enthusiasmus über die Entwicklung der Slovenská Sporite ¾ ò a, von der staatlichen "Sparkasse" zu einem modernen Bankinstitut, und die Zufriedenheit steht ihr ins Gesicht geschrieben. "Ich habe gespürt, dass ich das will", meint sie. Manche Chancen habe man eben nur einmal im Leben, und wenn man sie nicht wahrnimmt, dann dürfe man sich im Nachhinein auch nicht beschweren.

Heute liegt der dienstliche Lebensmittelpunkt der Generaldirektorin eindeutig in der Slowakei, der Private trotz vieler Freunde in der Slowakei nach wie vor zu einem Gutteil in Wien. "Dort sind meine Mutter, mein Mann und seine Kinder und Enkelkinder. Aber er kommt mich auch hier besuchen."

Karrieretipp Nummer 1: Lernen Sie Ostsprachen

In der Slowakei ist Ovesny-Straka eine anerkannte Persönlichkeit. Sie steht dem slowakischen Bankenverband vor, erhielt vor zwei Jahren als erste Österreicherin die Ehrenbürgerschaft der Region Bratislava und wurde kürzlich vom slowakischen Wirtschaftsmagazin "Trend" zum Manager des Jahres 2005 nominiert.

Hört man sich in Bratislava um, gibt es eine Sache, die ihr besonders hoch angerechnet wird: Ovesny-Straka hat innerhalb von zwei Jahren hervorragend slowakisch gelernt, heißt es. Wie sie das gemacht hat? "Ich habe gebüffelt. Um sieben Uhr früh, mit einer alten, strengen Lehrerin, die nur slowakisch und ungarisch sprechen konnte und mit viel Hausübung am Wochenende." Ähnliches rät sie allen, die Karriere machen möchten:

1.) "Lernen Sie Ostsprachen". Slowakisch eigne sich besonders gut, da es wie ein Sammelsurium verschiedener slawischer Sprachen sei.

2.) "Gehen Sie vor der Familiengründung in ein osteuropäisches Land - damit meine ich zum Beispiel auch die Ukraine. Das Wachstumspotenzial liegt hier, und es ist gesund zu sehen, dass es nicht allen so gut geht wie uns".