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Fremdwährungskredite erfreuen sich in Österreich nach wie vor großer Beliebtheit. Ihr derzeitiges Volumen von 44 Mrd. Euro entspricht einem Anteil von 18,5% an den gesamten Krediten. Zuletzt wurde nach Angaben der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) verstärkt vom japanischen Yen in den weniger volatilen und mit weniger Wechselkursrisiko behafteten Schweizer Franken umgeschichtet. Für die Banken, die solche Kredite vergeben, hat sich dadurch nach Ansicht der Finanzmarktaufsicht (FMA) aber wenig geändert. Fremdwährungskredite seien nach wie vor mit höheren Risiken behaftet als Euro-Kredite, hieß es am Donnerstag in einer Pressekonferenz von FMA und OeNB.
Eine Analyse von 97 Banken, deren Fremdwährungskreditanteil mehr als 20% der Bilanzsumme ausmacht, habe Mängel beim Risikomanagement und beim Handling der Tilgungsträger zutage gebracht, berichtete FMA-Vorstand Kurt Pribil. 15 der untersuchten Institute befinden sich in einer "kritischeren" Lage als die anderen, so Pribil.
Die FMA verordnet daher den Banken Mindeststandards für die Vergabe und Gestionierung derartiger Kredite sowie Krediten mit Tilgungsträgern, um - wie Pribil ausführte - das Risikobewusstsein zu erhöhen. Es handelt sich dabei um ein neues Instrument der FMA, das rechtstechnisch nicht einer Verordnung gleichzustellen ist, sondern die Darlegung der Rechtsansicht der FMA über die Auslegung der Bestimmung des § 39 Bankwesengesetz (BWG) - die Normierung der Sorgfaltspflicht des Geschäftsleiters - darstellt. Die FMA-Mindeststandards sollen grundsätzlich ab 1. April 2004 in Kraft treten, einige Punkte jedoch bereits ab 1. Jänner 2004 gelten. Sollten die Banken die Richtlinien, die sie sich selbst geben, nicht einhalten, kann die FMA mit dem ihr zur Verfügung stehenden Instrumentarium - etwa mit Bescheiden - darauf reagieren.
Der Anteil der Yen-Kredite an den Fremdwährungskrediten ist zuletzt von einem Höchststand von 42% im Juni 2002 auf 18,5% im August zurückgegangen. Der Anteil der Franken-Kredite ist dagegen von 50,1% auf 73,7% gestiegen, berichtete Christl. Dieser Trend sei aus Überlegungen der Finanzmarktstabilität grundsätzlich positiv zu beurteilen.