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Mangelnde Gleichberechtigung kostet Billionen

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Wirtschaft

Wenn Frauen stärker in das Arbeitsleben eingebunden wären, könnte die weltweite Wirtschaftsleistung laut einer Studie von McKinsey um 26 Prozent wachsen.


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Boston. (ce) Frauen könnten der weltweiten Wirtschaft zu einem immensen Aufschwung verhelfen. Würden ebenso viele Frauen wie Männer arbeiten, könnte die Weltwirtschaft um 28 Billionen Dollar (25 Billionen Euro) wachsen, heißt es in einer neuen Studie vom McKinsey Global Institute. Der Forschungsbereich der Beratungsfirma hat seine Erkenntnisse in der Studie "The Power of Parity" vorgestellt. "Ungleichheit unter den Geschlechtern ist nicht nur ein großes moralisches und soziales Problem, sondern auch eine Herausforderung für die Wirtschaft", erklärte das Institut. Vollständige Gleichberechtigung würde das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den nächsten zehn Jahren um 26 Prozent wachsen lassen, heißt es in der Studie. Das entspricht der gemeinsamen Wirtschaftskraft der USA und China, erklärt die führende Autorin Anu Magdavkar.

Selbst wenn nur die Länder mit der geringsten Gleichberechtigung das Niveau der Länder mit der höchsten Gleichberechtigung erreichen würden, kann bereits die Hälfte der in Aussicht gestellten Zuwachsrate erreicht werden.

Die Studie wurde anlässlich des 20-jährigen Bestehens einer Aktionsplattform der Vereinten Nationen für Frauen angefertigt. 95 Länder wurden untersucht, die 93 Prozent der Weltbevölkerung stellen.

Zwar machen die Frauen dort die Hälfte der Bevölkerung aus, sie tragen aber nur zu 37 Prozent des BIP bei, in Indien sind es gar nur 17 Prozent. Sowohl in wirtschaftlicher als auch sozialer Hinsicht habe Indien Nachholbedarf, so Magdavkar. Im Mittleren Osten tragen Frauen zu 18 Prozent des BIP bei, in China und den USA sind es 40 Prozent.

Wenig Aufstiegschancen und Angst vor der Auszeit

Die Plattform LeanIn.org nutzt Ergebnisse von McKinsey, um die Rolle von Frauen in amerikanischen Führungsetagen genauer zu untersuchen. Plattformgründerin Sheryl Sandberg, die Geschäftsführerin von Facebook, schrieb in einem Beitrag für das "Wall Street Journal": "Würde die Nasa eine Person ins Weltall schicken, könnte die am Mars vorbei zum Pluto reisen und es zehnmal zurück zur Erde schaffen, bevor Frauen die Hälfte aller Führungspositionen einnehmen würden. So weit sind wir davon entfernt."

Laut der Arbeit von LeanIn.org liegt das nicht daran, dass Frauen vermehrt wegen ihren Kindern aus dem Beruf ausscheiden. Sie scheitern stattdessen an den Aufstiegsmöglichkeiten. Frauen würden selber nicht an diese Möglichkeiten glauben. Zudem würden sie sich schuldig fühlen, wenn sie wegen der Kinder eine Auszeit nehmen. "90 Prozent aller Frauen - ja, 90 Prozent - glauben, eine längere Auszeit würde ihrer Karriere schaden. Und mehr als die Hälfte sieht sogar einen großen Schaden", meinte Sandberg.

Bessere Ausbildung, Zugang zu finanzieller Unterstützung

Die Forscher des McKinsey Global Institute haben Vorschläge gemacht, wie sich die Situation für Frauen verbessern könnte. Dazu gehören eine bessere Ausbildung für Mädchen und Zugang zu finanziellen Unterstützungsangeboten. Zudem solle deutlich auf die vorhandene Ungleichheit aufmerksam gemacht werden, wozu auch mehr Respekt für die unbezahlte Arbeit gehört, die Frauen leisten. Also sowohl ihre Arbeit im Haushalt als auch die Betreuung von Familienmitgliedern.

"Unternehmen könnten in ihrem eigenen Interesse viele wirtschaftlich sinnvolle Möglichkeiten nutzen, um in Kooperation mit Regierungen und sozialen Einrichtungen, Veränderungen herbeizuführen", glaubt Magdavkar. Und: "Das ist ein weltweites und durchdringendes Problem, das nicht verschwindet, nur weil ein Land sich entwickelt hat."