Amman - Sein erster Auftritt auf neuem Parkett markiert einen Wendepunkt in der Nahost-Politik Washingtons: Mit den Treffen des frisch ernannten Sondergesandten William Burns mit Israels Ministerpräsident Ariel Sharon und Palästinenserpräsident Yasser Arafat schaltet sich die US-Regierung nach vier Monaten Zurückhaltung wieder aktiv in den festgefahrenen Friedensprozess ein. Die dramatische Verschärfung des Konflikts ließ US-Präsident George W. Bush keine Wahl.
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Für Burns selbst ergibt sich seine neue Aufgabe aus den Zwängen der Realität. "Ein aktives amerikanisches Engagement im Nahen Osten ist eine Notwendigkeit und keine Option", sagte der bisherige Botschafter in Jordanien bei seiner Nominierung in der vergangenen Woche. In Amman sammelte der 44-Jährige bereits wichtige Erfahrungen für seinen neuen Posten.
Angesichts der völlig verrannten Lage im Krisengebiet ruhen große Hoffnungen auf dem promovierten Spezialisten für internationale Beziehungen, der sich an so prominenten Vorgängern wie Dennis Ross, Sonderbeauftragtem unter dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton, messen lassen muss. Dröhnende Worte und verbale Muskelspiele sind von dem Mann mit der sanften Stimme nicht zu erwarten. Um wieder Bewegung in die Friedensbemühungen zu bringen, setzt der als pragmatisch und sensibel geltende Diplomat vielmehr auf seine goldene Lebensregel: Bescheidenheit. "Wir haben die Weisheit im Nahen Osten nicht gepachtet", mahnte Burns der jordanischen US-Vertretung zufolge den Senat nach seiner Ernennung. Nur durch bescheidenes Auftreten könne die amerikanische Seite wirksam Einfluss auf die gegnerischen Parteien nehmen.
Diesen Einfluss will der Nahost-Spezialist nutzen, um der tödlichen Gewalt ein Ende zu setzen. "Die Gewalt ist eine Sackgasse für beide Völker", betonte Burns. Doch das Blutvergießen stellt für ihn nur eine Facette der vielschichtigen Probleme dar, die nun unter seiner Vermittlung gelöst werden sollen. Um die Region dauerhaft zu stabilisieren, müssten auch Hoffnung und Vertrauen in die Wirtschaft wiederbelebt sowie Provokationen jeglicher Art beendet werden, sagte Burns weiter. Der Nahe Osten ist vertrautes Terrain für den mit einer Diplomatin verheirateten Vater zweier Kinder.
Bereits 1982 bekleidete Burns zwei Jahre lang den Posten des politischen Beraters an der US-Vertretung in Amman. 1998 kehrte er dorthin zurück, diesmal als Chefdiplomat. In dieser herausgehobenen Position begleitete Burns die Verhandlungen von Wye Plantation im Oktober desselben Jahres. Seither war er bei allen Verhandlungen unter US-Vermittlung anwesend, an denen Jordanien beteiligt war.
Gut mit Jordaniens König
In Amman wird Burns wegen seiner seriösen und zupackenden Art geschätzt. Die Beziehungen des US-Diplomaten zu König Abdullah seien außergewöhnlich warmherzig, betont ein Vertrauter des jordanischen Herrschers. Für sein Land sei Burns' Abberufung daher ein Verlust. "Aber für die Region ist sie ein Gewinn."