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In ihrer knappen halben Stunde Sendezeit ging "Moment · Leben heute" in Ö1 am Dienstag der Mutter-Sohn-Problematik bemerkenswert tief auf den Grund. Hier die wichtigsten Feststellungen der sehr
dichten Sendung:
Im von ihr hervorgebrachten Sohn kann sich die Frau in männlicher Gestalt verwirklicht sehen. Sie füttert und bemuttert ihn, er bleibt kindlich und unmündig; so kann er sie nicht verlassen, und sie
behält die Macht. Im Sohn lebt die Mutter aus, was sie nicht ausleben darf, was sie sich nicht gestattet oder zutraut; kein Wunder, daß sie ihr Prachtexemplar nicht gehen läßt, erst recht nicht, wenn
er mehr taugt als sein Erzeuger.
Den Ablösungshaß, den der Sohn vor einer Über-Mutter verbergen muß, bekommen andere Frauen zu spüren. Sich in der Umklammerung der Mutter windend, flieht der Sohn vor jeder Frau; häufig innerlich,
manchmal buchstäblich. Macho und Softie sind beide Muttersöhne: Der verknöcherte, starre, kalte Macho verbirgt seine Sehnsucht nach dem Warmen-Weichen, verachtet alles Weibliche in sich selbst,
weshalb er ständig betont, ein Mann zu sein. Der Softie will kein Mann werden, scheut Auseinandersetzung, Entscheidung und Verantwortung, ist lieber Mamas Liebling.
Nach all dem Zwiespältigen gab es am Ende der Sendung aber auch auf- und einfordernd Positives: Anstatt die kastrierenden Mütter zu beschuldigen, sexistische Söhne hervorzubringen, sollte man endlich
der ausschließlichen Bemutterung durch die Mutter ein Ende setzen. Männer sind auch gute Mütter.
Das sollten wir uns merken, wir Männer.