Frauen in prekäre Arbeitsverhältnisse zurückgedrängt. | Familien in Entwicklungsländern von Überweisungen abhängig. | Wien. Auf den ersten Blick trifft die Krise vor allem Männer. Doch Frauen sind langfristig von den Folgen betroffen. Zwar ist durch die Krise die Arbeitslosigkeit bei Männern stärker als bei Frauen angestiegen, weil sie vor allem in konjunktursensiblen Branchen wie dem Bau arbeiten. Doch Frauen werden in der Rezession in Teilzeit- und prekäre Beschäftigungsverhältnisse gedrängt, warnt das Frauennetzwerk Wide.
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"Damit verlieren Frauen ihre Karriereperspektiven und sind stärker armutsgefährdet", sagt Helene Schuberth von der Oesterreichischen Nationalbank.
Die Frauenbeschäftigungsquote liegt in Österreich traditionell unter jener der Männer. "Wenn mehr Männer in der Krise arbeitslos werden, schließt sich die Schere zwischen der Männer- und Frauenbeschäftigung", so Schuberth.
Männer sind in Österreich traditionellerweise die Hauptverdiener in der Familie. "Wenn dieses Einkommen wegfällt, flüchten viele Frauen in die Schwarzarbeit, um das Haushaltseinkommen aufzubessern", sagt Gudrun Biffl, Leiterin des Departments Migration und Globalisierung an der Donau-Universität Krems. Schrumpft das Einkommen, so können sich viele Haushalte Pflege- oder Putzhilfen sowie Kinderbetreuung nicht mehr leisten. Auch diese Arbeit fällt dann meist auf Frauen zurück, moniert Wide.
"In Krisenzeiten müsste eigentlich mehr in soziale Leistungen, wie etwa Pflegeeinrichtungen, investiert werden", sagt Schuberth. Doch das Gegenteil werde passieren. Dabei bräuchten gerade Frauen soziale Mittel vom Staat, sagt Hilde Wipfel von der Koordinierungsstelle (KOO).
Schere klafft weiter auf
"Die Diskussion um Regulatoren für die Finanzwelt klammert die eigentliche Ursache für die Finanzkrise aus", sagt Schuberth. Schuld sei vor allem die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern - ein Problem, das sich in der Krise noch weiter verschärfe.
"Während Industriestaaten ihre Wirtschaft mit antizyklischen Konjunkturpaketen ankurbeln, müssen arme Länder Sparpakete schnüren, was sie weiter schwächt", sagt Wipfel.
Zudem sind viele Haushalte in Ländern wie Indien und Mazedonien von Geldüberweisungen durch Migranten an ihre Familienangehörigen abhängig. Die Eingänge von diesen sogenannten Workers Remittances machten 2008 laut dem aktuellen Zahlungsbilanzjahrbuch des Internationalen Währungsfonds (IWF) 267 Milliarden US-Dollar aus, davon floss der Großteil - nämlich 249 Milliarden Dollar - in Entwicklungsländer. Indien war mit 49 Milliarden Dollar Spitzenreiter.
Für 2009 prognostiziert die Weltbank jedoch einen Rückgang der Überweisungen von sieben bis zehn Prozent gegenüber 2008. Denn verlieren Migranten ihre Stelle, können sie auch ihrer Familie kein Geld mehr schicken.
Gleichzeitig werden die Direktinvestitionen 2009 weltweit um 40 Prozent auf 1000 Milliarden Dollar sinken, erwartet die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung. Nicht zuletzt leiden Schwellenländer unter der sinkenden Industrienachfrage: "Viele von ihnen sind exportabhängig, viele Beschäftigte werden entlassen", sagt Biffl.