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Manuel Fraga Iribarne ist tot - Francos Erbe prägte seinen Weg

Von Rainer Mayerhofer

Europaarchiv

Der Vater der Volkspartei war sechs Jahrzehnte in Spanien politisch aktiv.


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Madrid. Manuel Fraga Iribarne, unter Diktator Francisco Franco Tourismus- und Informationsminister, nach dem Tod Francos Innenminister in der Übergangsregierung, Begründer der Alleanza Popolar, der Vorgängerin der heutigen Volkspartei (PP), und langjähriger Ministerpräsident der Region Galicien, ist am Sonntagabend an den Folgen einer Erkältung verstorben. Er war 89 Jahre alt und galt als einer der prägendsten, aber auch umstrittensten Politiker Spaniens.

Der am 23. November 1922 in der galicischen Kleinstadt Vilalba geborene Sohn eines Landarbeiters, der seine ersten Lebensjahre in Kuba verbrachte, wo sein Vater die aus dem französischen Baskenland stammende Maria Iribarne geheiratet hatte, schlug nach seinem Jusstudium zunächst eine Universitätskarriere ein und begann seine politische Laufbahn 1951 als Generalsekretär des Instituts für Hispanische Kultur. Später übernahm er Funktionen im Erziehungsministerium und in der außenpolitischen Kommission des Parlaments. Von 1962 bis 1969 war er Tourismus- und Informationsminister und versuchte in dieser Funktion durch vorsichtige Liberalisierungen eine Heranführung Spaniens an Europa zu erreichen. "Spanien ist anders" war der Slogan, mit dem er Touristen aus West- und Nordeuropa ins Land lockte.

1973 wurde er spanischer Botschafter in London. Nach dem Tod Francos wurde er als Vizeregierungschef und Innenminister in die Übergangsregierung berufen. Sein Wunsch, Premier zu werden, blieb ihm wegen seiner Franco-Vergangenheit aber versagt. 1976 gründete er das konservative Parteienbündnis Alleanza Popular, aus dem 1989 die Partido Popular (PP - Volkspartei) hervorging. Nach mehreren Niederlagen gegen die Sozialisten von Felipe Gonzalez zog sich Fraga 1989 in seine Heimatregion Galicien zurück und überließ die Parteiführung 1990 seinem politischen Ziehsohn Jose Maria Aznar. Von 1990 bis 2005, als er nach dem Desaster um den geborstenen Öltanker Prestige, während dem er auf Wachteljagd war, die absolute Mehrheit verlor, war er unangefochtener Regierungschef in Galicien. Danach zog er als Senator ins spanische Oberhaus ein, dem er bis zu den Wahlen im November des Vorjahres angehörte.