Bunte Kostüme und erhöhte Sicherheitsmaßnahmen bei der 22. Regenbogenparade am Samstag.
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Wien. Die Stadt hat sich herausgeputzt, und zwar in den Farben des Regenbogens: Auf mehreren öffentlichen Amtshäusern, aber auch auf vielen Häuserfassaden weht die Regenbogenflagge, viele Taxis fahren mit dem Rainbow-Aufkleber, in der Innenstadt treffen Fußgänger auf gleichgeschlechtliche Ampelpärchen und die Straßenbahnen sind mit Regenbogenbeflaggung unterwegs. Und auch die Hotels und Gastronomen beteiligen sich. Rainbow-Cocktails und spezielle Getränkemischungen wie "die schwule Versuchung" finden sich auf den Karten.
Einige Betriebe werben mit "I’m gay and I’m so f*cking proud of it" (Ich bin schwul und verdammt stolz drauf) oder mit "Gays are always welcome here" (Schwule sind hier immer Willkommen). Nach dem Life Ball, dem Life Ball Next Generation und dem Pride Village am Rathausplatz, das seit Mittwochabend seine Pforten geöffnet hat, geht der Juni in Wien pink weiter: Am morgigen Samstag werden mehr als 100.000 Besucher zur 22. Regenbogenparade auf der Ringstraße erwartet.
Die Zutaten der Veranstaltung sind leicht aufgezählt: Man nehme 50 bunt dekorierte Fahrzeuge mit Themenschwerpunkten, viele bunt kostümierte Menschen mit mehr oder weniger nackter Haut, Plakat mit verschiedenen Aufforderungen (Gleichstellung, Information, ...) und viel laute Musik.
Das Ziel: Mehr Respekt und Akzeptanz für die LGBT-Community. Das Argument, das man bei vielen Menschen genau das Gegenteil bewirken würde, wenn es bei den Schwulen immer nur um die Schwulen geht, wird von den Betroffenen damit entkräftet, dass es auf dem Weg zu einer völligen Gleichstellung noch einiges zu tun gebe, etwa die Ehe für alle. Daher seien Veranstaltungen, wie die Parade, nach wie vor nötig.
Besuch ausden Bundesländern
Kommen werden - wie jedes Jahr- nicht nur Wiener, sondern auch viele Besucher aus den Bundesländern und dem Ausland. Das Wetter dürfte beständig bleiben und somit noch mehr Interessierte in die City locken. Während im vergangenen Jahr das Motto "Grenzen überwinden" lautete, um auf die Flüchtlingsthematik aufmerksam zu machen, wird heuer wieder Gleichstellung und Sicherheit im Vordergrund stehen. Wie eine dunkle Wolke über der letzjährigen Parade schwebte der Terror von Orlando.
Erinnern wir uns: Die Bluttat in der US-Stadt, bei der der 29-jährige Omar Mateen, ein US-Bürger mit afghanischen Eltern, wenige Tage vor der Regenbogenparade in einem Club für Schwule und Lesben 49 Menschen getötet und 53 verletzt hatte, bevor er von der Polizei erschossen wurde, hinterließ in Wien ein mulmiges Gefühl, aber auch ein "Jetzt erst Recht"-Gefühl bei der Community. Nachsatz: Man darf sich dem Terror nicht ausliefern lassen.
Ein Jahr später wütet die barbarische Terrormiliz "Islamischer Staat" nach wie vor und hat in den vergangenen drei Wochen fünf Anschläge, etwa in London, Paris und Teheran, für sich beansprucht. Daher ist auch bei der heurigen Parade in Wien Vorsicht angesagt. Einen konkreten Hinweis auf einen Anschlag gibt es nicht, aber die Sicherheitsmaßnahmen wurden drastisch erhöht.
Eine Großveranstaltung mit 50 Fahrzeugen so vielen Menschen auf dem Ring systematisch zu überwachen erweist sich für die Verantwortlichen als große Herausforderung im Sicherheitsbereich. Hunderte Beamte in Uniform und in Zivil werden für die Sicherheit der Kundgebungsteilnehmer und für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Zusätzlich wird auch der Verfassungsschutz vor Ort sein.
Entsprechend der Vielfalt der Szene wurde das Motto der heurigen Parade gewählt: "Many colours - One community". Unter diesem Slogan wird die Regenbogenparade über die Wiener Ringstraße ziehen. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Heterosexuelle, Transgender- und intergeschlechtliche Personen werden gemeinsam für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft in Österreich und der ganzen Welt demonstrieren.
Die Parade startet um 14 Uhr auf Höhe des Rathausplatzes, wo im Pride Village ab 10 Uhr das Warm-up vonstattengeht. Der Paradenzug wird sich - wie immer bewusst - gegen die Fahrtrichtung einmal rund um den Ring und den Kai bis zurück zum Pride Village bewegen, wo der Festakt mit den Schlusskundgebungen prominenter Unterstützer den Höhepunkt der Parade bildet.
Sprechen wird auch wie im vergangenen Jahr Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ). Er verlangt von der ÖVP "endlich die Zustimmung für die Ehe für alle, denn im Jahr 2017 muss es egal sein, wen man liebt". In der unmittelbar nach dem Start eingerichteten, zirka 75 Meter langen Fotozone haben alle angemeldeten Gruppen die Möglichkeit, ihren Beitrag einer Schar von FotografInnen und Kameraleuten zu präsentieren. Erstmals gibt es heuer ein neues System zur Wahl der besten Beiträge.
Jury wähltbeste Beiträge aus
Eine Jury wird die besten Beiträge nach Kreativität, Ausführung und Botschaft in den Kategorien "Fußgruppe", "Kleinfahrzeuge" und "LKW und Sattelschlepper" auswählen. Die jeweils besten drei jeder Kategorie werden dann gegen 16 Uhr auf der Facebook-Seite der Parade veröffentlicht. Jene Beiträge, die um 19 Uhr die meisten Likes haben, gewinnen die Regenbogen-Trophäe.
Um 17 Uhr wird die Regenbogenparade für eine Minute innehalten und beim "Moment des Gedenkens" sich jener Menschen erinnern, die nicht mitfeiern können, weil sie an der Immunschwächekrankheit Aids verstorben sind oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Opfer eines Gewaltverbrechens wurden. Dann wird es aber schrill, bunt und opulent. Abends gibt es in der ganzen Stadt Clubbings und Feste, wo bis in die frühen Morgenstunden gefeiert und getanzt werden kann.