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Märchen und Albtraum

Von Petra Medek

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Wenn man die jüngsten Meldungen zur Entwicklung der Konjunktur betrachtet, geht es einem ein bisschen wie manchem Toyota-Fahrer in den USA: Man steht auf der Bremse und auf dem Gas gleichzeitig. Auf der einen Seite sind die deutschen Ökonomen und Politiker total aus dem Häuschen: Von einem deutschen "Sommermärchen" und "Aufschwung XL" ist da die Rede. Auch für Österreichs Wirtschaft soll sich laut Wifo heuer ein "schönes Plus" ausgehen. Andererseits warnte zuletzt die Europäische Zentralbank vor unreflektiertem Jubel, laut Notenbank wird der Aufschwung nur schleppend kommen. Gleichzeitig weisen in den USA und in China die Frühindikatoren schon wieder nach unten.


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Ähnlich wie vor einem Jahr ist zwar klar, dass es grundsätzlich nach oben geht, doch die Unsicherheit trübt die Sicht. Es ist also dem Interpretationsspielraum des Einzelnen überlassen, ob er das Glas halb voll oder halb leer sehen möchte. Woher kommt aber der Zick-Zack-Kurs der Prognosen?

Einerseits ergibt sich ein widersprüchliches Bild aus der unüberschaubaren Menge an Indikatoren. Man kann Sektoren betrachten wie etwa den Bau, Segmente aus dem Arbeitsmarkt wie Langzeitarbeitslose oder die Schuldenstände einzelner Unternehmen. Diese Indikatoren entwickeln sich naturgemäß nicht nur unterschiedlich, sondern auch gegensätzlich. Andererseits muss einmal gesagt sein, dass auch Wirtschaftspropheten irren können - und zwar gar nicht selten und auch kräftig.

Sind wir nun im Märchen oder im Albtraum? Die richtige Antwort darauf kenne ich nicht, aber ich halte es wie der legendäre Clown Charlie Rivel, der sagte: "Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher."