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Marchfeld-Schnellstraße S8 steht vor dem Fall

Von Bernd Vasari

Wirtschaft

Gerichtsgutachten beurteilt den geplanten Bau der Trasse zwischen Wien und Bratislava als negativ.


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Was schon länger klar war, wird nun bestätigt. Dass der geplante Bau der Marchfeld-Schnellstraße (S8) zwischen Wien und Bratislava durch ein Vogelschutzgebiet führt, ergaben bereits Voruntersuchungen des Landes Niederösterreich vor ein paar Jahren. Das Projekt wurde trotzdem von dem Bundesland gemeinsam mit der Autobahngesellschaft Asfinag eingereicht. Das zuständige Verkehrsministerium erließ den Bescheid zum Bau, den zwei Umweltorganisationen und sechs Bürgerinitiativen unmittelbar beeinspruchten.

So wie es aussieht, wird das nun zuständige Bundesverwaltungsgericht (BVwG) kein grünes Licht zum Bau der Schnellstraße geben. Denn laut dem Gerichtsgutachten, das der "Wiener Zeitung" vorliegt, wird das Vogelschutzgebiet nicht nur bestätigt. Das Schutzgebiet würde durch die Straße auch stark beeinträchtigt werden.

Vor allem die Fortpflanzungsstätte des vom Aussterben bedrohten Vogels Triel wäre betroffen. "Es ist fachlich undenkbar, für den Triel im Europaschutzgebiet Sandboden und Praterterrasse auch noch eine Schwelle festzulegen", heißt es in dem Gutachten. Der Erhalt dieses Brutpaars sei für das Erreichen der Erhaltungsziele des Schutzgebietes unverzichtbar.

Zudem würde die Trasse durch die Lebens- und Wohnstätten der Ziesel führen. Der Ziesel ist ebenso eine vom Aussterben bedrohte und in Niederösterreich geschützte Tierart. "Die Maßnahmen sind daher mit den Schutzerfordernissen dieser Art nicht vereinbar", so das Gutachten.

Asfinag-Gutachten entspricht nicht dem Stand der Technik

Kritisiert wird in dem Gutachten auch die bioakustische Untersuchung der Asfinag: "Die Analyse ist mit großen Unsicherheiten behaftet und erlaubt daher keine präzisen Feststellungen in der Naturverträglichkeitsprüfung." Die Untersuchung entspreche weder dem Stand der Technik noch dem Stand der Wissenschaft.

Die S8 Marchfeld-Schnellstraße ist unterteilt in den 14 Kilometer langen Abschnitt West zwischen der Wiener Stadtgrenze und Gänserndorf - darüber entscheidet das Bundesverwaltungsgericht im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) am Mittwoch und Donnerstag. Der Abschnitt Ost zwischen Gänserndorf und Bratislava ist derzeit noch nicht in Planung.

Das Projekt S8 ist Teil eines größeren Straßenbauprojekts, das jedoch heftig umstritten ist. Schließlich soll die zwei Milliarden Euro schwere geplante südliche Verlängerung der Schnellstraße S1 im sogenannten Lobautunnel durch den Nationalpark Donau-Auen geführt werden. Das Projekt steht nach wie vor vor Gericht.

Laut eigenen Projektunterlagen der Asfinag wird der Verkehr durch den Ausbau der Schnellstraße zunehmen, ein Umstand, den Umweltorganisationen kritisieren. Im Fall einer Umsetzung erwarten sie zudem negative Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt sowie Naturräume wie den Nationalpark Donau-Auen.