Laut "Global Wealth Report 2016" von Credit Suisse besitzt das oberste Zehntel 89 Prozent des Vermögens.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Zürich 256.000.000.000.000 Dollar. So viel an Geldvermögen und Immobilien abzüglich Schulden besitzen die 4,8 Milliarden Erwachsenen weltweit, hat das Forschungsinstitut der Schweizer Großbank Credit Suisse (CSRI) in seinem "Global Wealth Report 2016" errechnet. Zum Vergleich: Das weltweite Bruttoinlandsprodukt betrug laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im vergangenen Jahr deutlich weniger als ein Drittel davon, der IWF taxierte es auf 73,2 Billionen Dollar. Waren die Nullerjahre vor der Finanzkrise noch von sprunghaftem Vermögenszuwachs geprägt und die Jahre nach dem Einbruch 2008 von einem raschen Aufholprozess - jeweils bedingt durch Rallyes an den Kapitalmärkten und wachsenden Immobilienpreisen -, stieg das Gesamtvermögen 2016 um lediglich 1,4 Prozent (3,5 Billionen Dollar). Das entspricht der Zunahme der erwachsenen Weltbevölkerung. Daher stagniert erstmals seit 2008 das weltweite Pro-Kopf-Vermögen. "Die Folgen der Rezession von 2008/09 werden das Wachstum weiterhin stark belasten. Immer mehr deutet auf eine langfristige Stagnation hin", sagt Loris Centola, einer der Studienautoren.
Die insgesamt 256 Billionen Dollar Vermögen verteilen sich höchst ungleich: Jene 33 Millionen Menschen, die mehr als eine Million Dollar besitzen, bringen es gemeinsam auf 116,6 Billionen Dollar Vermögen. Das mehr als Hundertfache an Personen, nämlich 3,5 Milliarden Menschen mit weniger als 10.000 Dollar, kommt insgesamt auf nur rund ein Zwanzigstel des Vermögens (6,1 Billionen Dollar) - siehe Grafik Vermögenspyramide. Die "untere Hälfte" der Erwachsenen auf der ganzen Welt besitzt weniger als 2222 US Dollar, während den untersten 20 Prozent weniger als 248 US Dollar zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich weltweit um 968 Millionen Erwachsene.
Der Vermögensabstand zwischen dem einen Prozent der Superreichen sowie den nächsten zehn Prozent gegenüber dem Rest steige weiterhin, konstatieren die Credit-Suisse-Autoren: "Während die ‚untere Hälfte‘ auf ein Prozent des Gesamtvermögens kommt, sind es bei dem obersten Zehntel 89 Prozent des Vermögens." "Das ist keine Lücke zwischen Arm und Reich mehr, das ist eine tiefe Schlucht. Dieses Ungleichgewicht ist schlecht für die Wirtschaft, es destabilisiert Gesellschaften und bremst den Kampf gegen die weltweite Armut", kommentierte die NGO Oxfam die Studie.
Ein Drittel der Europäer besitzt weniger als 2222 Dollar
Ebenfalls hochgradig ungleich ist die regionale Verteilung des Vermögens. Nordamerikaner und Europäer machen nur 18 Prozent der weltweiten Bevölkerung unter den Erwachsenen aus, versammeln aber 66 Prozent des gesamten Vermögens auf sich. Gleichzeitig zählen 34 Prozent der Europäer zu jener Gruppe, die nur bis zu 2222 Dollar besitzen. Diese hohe Zahl ergibt sich insbesondere aus den oftmals prekären Verhältnissen in Ost- und Südeuropa. "Über soziale Ungleichheit wird viel geredet, doch was fehlt, ist entschiedenes Handeln. Statt in den Taschen weniger Aktionäre muss das Geld in öffentlichen Dienstleistungen landen, die der Mehrheit der Menschen nützen", fordert Oxfam.
Auch am untersten Ende der Vermögenstabelle sind Europäer allzu häufig vertreten. 101 Millionen von rund 745 Millionen zählen zu jener Gruppe, deren Vermögen überhaupt nur bis zu 248 Dollar beträgt. Die mit Abstand meisten praktisch Vermögenslosen - jedoch bei anderem Preisniveau - leben in Indien (246 Millionen). Dort sind acht von zehn Bürgern Teil der "unteren Hälfte". Auf der anderen Seite besitzen 0,3 Prozent der Erwachsenen mehr als 100.000 Dollar. Und in Afrika zählen mehr als drei Viertel zur "unteren Hälfte".
34 Prozent mehr Millionärein Österreich bis 2021
Für Herrn und Frau Österreicher errechnet CSRI 1,41 Billionen Dollar Vermögen (2015: 1,37 Billionen) sowie ein durchschnittliches Nettovermögen von rund 206.000 Dollar; das ergibt Rang zehn in Europa. Analog zu Deutschland hat sich das Netto-Vermögen seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Gewinner sind vor allem jene, die rechtzeitig in "Betongold" sowie Aktien investiert haben. Trotz Warnungen vor einer Immobilienblase in den Ballungsräumen vergeben die Banken weiter großzügig Kredite, die Verschuldung für das Eigenheim wird noch durch die immer höheren Preise kompensiert. 217.000 Österreicher dürfen sich mittlerweile Dollar-Millionäre nennen. Mit einem Einbruch rechnet Credit Suisse nicht: Bis 2021 soll die Zahl der Millionäre um 34 Prozent auf 291.000 steigen.