Drei Wochen nach der EU-Erweiterung werden in Mariazell zehntausende Gläubige aus ganz Mitteleuropa zur "Wallfahrt der Völker" erwartet. Ein Großereignis, dem neben dem religiösen Aspekt auch politische Bedeutung beigemessen wird.
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Nach der Absage von Papst Johannes Paul II. (die "Wiener Zeitung" hat berichtet) begrüßte Kardinal Christoph Schönborn, dass immerhin Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano am 22./23 Mai nach Mariazell kommen wird. Die Entsendung eines derart bedeutenden Vatikan-Vertreters sei ein Zeichen, dass der Pontifex "dem Ereignis in Mariazell auch eine politische Bedeutung zumisst", so Schönborn. In der Tat feilen Mitteleuropas Bischöfe derzeit an einer Schlussbotschaft, die nach den Worten Schönborns auch gesellschaftspolitische Aspekte beinhalten soll.
Das Ereignis ist als Höhepunkt des Mitteleuropäischen Katholikentags geplant, an dem Vertreter aus acht Ländern - neben Österreich Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Bosnien - teilnehmen. Nach Mariazell werden nach vorläufigen Schätzung mehr als 60.000 Menschen aus Österreich und den Erweiterungsländern pilgern. Schönborn sprach gestern von einem "Boom": So hätten 13.000 Tschechen bereits jetzt ihre Teilnahme angemeldet.
Strapazen zu groß
Die Absage des Papstes sei "ein bisschen eine Enttäuschung, weil sich sehr viele Menschen darüber gefreut hätten", meinte Schönborn. Der Papstbesuch sei aber von Anfang an unsicher gewesen. "Es ist daher auch keine Absage eines zugesagten Termins, sondern die Nichtannahme einer Einladung, die er (der Papst, Anm.) gerne wahrgenommen hätte", so der Kardinal. Als Grund für die am Wochenende vom Vatikan bekannt gegebene Entscheidung nannte Schönborn, dass "die große Begrenzung der Mobilität" des Papstes einen Besuch sehr schwierig gemacht hätte.