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"Marke Zielpunkt hat massiv an Profil verloren"

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Käufer BluO ist neu im Lebensmittelhandel. Foto: Zielpunkt

Handelsberater: Kette muss ihr Konzept dringend überarbeiten. | Feinkost-Partner Schirnhofer: "Habe bis heute nichts vom Käufer gehört." | Wien. Für Mitarbeiter und Geschäftspartner der Handelskette Zielpunkt heißt es nach Bekanntwerden des Verkaufes an BluO zittern. Noch ist nicht bekannt, was der Luxemburger Finanzinvestor mit der bisherigen Tengelmann-Tochter vorhat. Der Fleischwarenhersteller Karl Schirnhofer, der in mehr als 200 der 300 Filialen Feinkost-Ecken betreibt, ist vom Verkauf an den Fonds "überrascht": "Mit den anderen Interessenten habe ich Gespräche geführt. Von BluO habe ich hingegen bis heute nichts gehört." Er sei "beleidigt".


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Schirnhofers Vertrag läuft bis 2015. "Es wäre schön, wenn der Investor die Strategie langfristig anlegt, wie es sich der Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub gewünscht hat", sagt Schirnhofer. Bei einer möglichen Zerschlagung von Zielpunkt würde Schirnhofer laut eigenen Angaben ein Fünftel seines Umsatzes verlieren. Branchenkenner schätzen den Anteil höher.

Dass BluO bisher noch nicht mit Schirnhofer gesprochen hat, könnte darauf hindeuten, dass der Fonds Zielpunkt filetieren will - zumal die Beteiligungsgesellschaft keine Erfahrung im Lebensmittelhandel hat. Für einzelne Standorte gebe es sicher Interessenten, meint Peter Györffy, Ex-Vorstandschef von Merkur und Geschäftsführer des auf Handel spezialisierten Beraters Conplementation.

Viel nachzubessern

Mit Schirnhofer hätten die neuen Investoren ein gutes Asset in der Hand, sagt der Handelsberater. Wenn Zielpunkt fortgeführt wird, müssten die neuen Eigentümer aber an der Positionierung arbeiten. "Die Marke hat durch den vorübergehenden Wechsel von Zielpunkt auf Plus massiv an Profil verloren", so Györffy. Auch die Standorte müssten verbessert und das Sortiment überarbeitet werden. Lücken gelte es bei Serviceleistungen wie Backshops und Kundenkarten zu schließen. Die Belieferung sei nach der Übernahme jedoch kein Problem.

Mit diesen Nachbesserungen habe das Zielpunkt-Konzept Zukunft. Eine dritte große Supermarktkette hätte nach seiner Einschätzung durchaus Platz - als "kleines Gegengewicht" zu Rewe und Spar.