Zum Hauptinhalt springen

Markenjeans und Schmugglertschick

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

30 Cent für einen Kaffee - das ist ein Preis, von dem man in Wiener Kaffeehäusern nur träumen kann. Dafür ist die Ausstattung auch nicht so schick. Doch schick ist in Podgorica | ohnehin kaum etwas, außer vereinzelte Auslagen, in denen Markenbekleidung zu Preisen angeboten wird, die sehr wohl mit jenen in Wien vergleichbar sind.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Auch in Podgorica gibt es Bettler, die auf den Gehsteigen vor den Geschäften sitzen. Doch zusätzlich gibt es unzählige Zigarettenverkäufer: Sie hocken im Zentrum von Podgorica an fast jeder Ecke, mit einer Schachtel vor sich, die mit Zigarettenpackerln angefüllt ist.

In der Auslage eine Jeans um 59 Euro statt 75 ist im Vergleich zu einem Kaffee um 30 Cent doch ein ziemlich stolzer Preis. "Ich verdiene 210 Euro im Monat", erklärt die Kellnerin im erwähnten Lokal. Der Herr am Nebentisch greift in seine Jackentasche und zieht einen zerknitterten Beleg hervor: ". . . Republièki Fond . . . Penzijskog i invalidskog osiguranja ...Euro 39,13 . . .", steht dort zu lesen. Zwei mal im Monat bekomme er diesen Betrag, erklärt der Pensionist. Damit muss er auskommen. Das sei die übliche Pensionshöhe hier.

Da geht es meinem Tischnachbarn Sanjo besser: Er ist in der Welt herumgekommen und hat unter anderem acht Jahre lang in der Schweiz gearbeitet. Nun bekommt er eine Pension von insgesamt 300 Euro - aus der Schweiz, Kroatien und Montenegro. Das große Geld verdienen jedenfalls andere - mit Schmuggel -, wird mir einhellig erklärt. Zigaretten, Drogen und Waffen werden über den Skutarisee von Albanien nach Montenegro transportiert. Das wisse jeder, aber keiner mache etwas dagegen.