Zum Hauptinhalt springen

Marketing by Haps

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Offenbar ist jeder Körperteil zum Essen da", kommentierte am Dienstag einer, der es wissen muss. Der Boxer Evander Holyfield, dem es auch nicht gänzlich unbekannt ist, mal eben vom sportlichen Gegner angeknabbert zu werden, twitterte das, nachdem der uruguayische Fußballer Suarez seine Zähne in der Schulter eines italienischen Spielers versenkt hatte. Diese neue Form von Imbiss am Spielfeld hat nun endlich das Internet zu seiner ersten großen La-Ola-Welle dieser WM inspiriert. Die digitalen Spaßvögel packten ihre Bild- und Videoprogramme aus und bastelten in Windeseile eine Spottkakophonie für den hungrigen Südamerikaner, die sich sehen lassen konnte. Vampiranspielungen und Weißer-Hai-Parodien sonder Zahl fluteten das Netz. Schnell bekam Suarez auch die Maske verpasst, die normalerweise Anthony Hopkins als der kultivierte Kannibale Hannibal Lecter in "Das Schweigen der Lämmer" trägt. So mancher empfahl ihm auch einen schönen Frascati zu seinem italienischen Essen.

In solchen Situationen sehen mittlerweile auch große Unternehmen eine Chance, mit schneller Kreativität günstige Viral-Marketing-Sporen zu verdienen. Wie etwa McDonald’s, der via Twitter den Fußballer einlud, seine Zähne lieber in einem Big Mac zu vergraben. In der Fußballsprache: aufgelegt. Und Snickers ("Immer wenn du hungrig bist, wirst du zur Diva") unterrichtete Suarez darüber, dass ein Schokoriegel manchmal die bessere Wahl ist. Marketing by Haps, sozusagen. Wahrscheinlich so nachhaltig wie Fast Food. Aber warum soll nicht auch Reklame kurz Spaß machen. Die Familie Lutz sieht man eh oft genug.