Am 24. Juli hat der dafür im März konstituierte Akkreditierungsrat entschieden, dass die katholisch-theologische Hochschule Linz offiziell als erste Privatuniversität in Österreich anerkannt wird. Die Entscheidung über die Zulassung der drei weiteren Kandidaten, International University, IMADEC und Webster University, wurde vertagt - eine "Enttäuschung" auch für Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die lieber etwas mehr Tempo in der "Marktöffnung" für universitäre Bildung gesehen hätte.
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Schon 1999 wurde das Universitäten-Akkreditierungsgesetz beschlossen, das die Möglichkeit für Privatunis in Österreich eröffnet und gleichzeitig festgeschrieben hat, dass diese von Bundesförderungen ausgeschlossen sind. Noch vom vormaligen Wissenschaftsminister Caspar Einem (SP) wurde der ehemalige Rektor der Karl Franzens-Universität Graz, Helmut Konrad, zum Vorsitzenden des Akkreditierungsrates bestellt, dem auch Prof. Verena Meyer, Prof. Hans-Uwe Erichsen, Univ.-Prof. Franz Strehl, Guy HAUG, Prof. Klaus Landfried, Prof. Evelies Mayer und Univ.-Prof. Hannelore Weck-Hannemann angehören.
"Wir wollen keine Schmalspurunis"
Für Konrad dient das Gremium aus Universitätsprofessoren vor allem der Qualitätssicherung: "Wir wollen keine Schmalspurunis". Stimmen müsse die Qualität des Lehrkörpers und die Vielfalt der Lehrmeinungen, die Freiheit von Forschung und Lehre müsse gegeben sein, Studiengänge müssten internationalen Standards entsprechen. Wichtig ist ihm die Weisungsfreiheit des Akkreditierungsrates: "Ich lehne ab, dass jemand kommt und sagt, das könnt ihr nicht genehmigen". Eine Konkurrenz zu den staatlichen Hochschulen sieht Konrad ebenso wenig wie die Gefahr einer "Zwei-Klassen-Akademikergesellschaft": "Ich mache mir um die Qualität der öffentlichen Universitäten in Österreich um so weniger Sorgen, je mehr internationale Vergleichsmöglichkeiten ich habe" - die Privatunis könnten einen "Qualitätsanreiz" darstellen.
Dass Privatunis ein Minderheitenprogramm bleiben werden, darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Da sich diese ausschließlich aus Eigenmitteln wie Studiengebühren oder Sponsoring finanzieren, "werden wir vorerst kaum eine zweistellige Zahl an Anbietern erreichen", meinte Konrad in einem APA-Interview, auch die Studentenzahlen würden "weit unter jenen des Fachhochschulsektors" bleiben.
"Privatuniversitäten sind äußerst notwendig. Wenn die Finanzierung aufgebracht wird, dann soll man ihnen nicht Prügel vor die Füße werfen", donnerte der Salzburger Herzchirurg und Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften, Felix Unger. Privatunis seien "ein stark belebendes Element", sie könnten Nischen ausfüllen, die der Gesetzgeber nicht füllt, und: Da "die staatlichen Universitäten großteils dringend reformbedürftig sind und derzeit Steuergeld ineffektiv verschleudern", sei eine rasche Umstrukturierung der Universitätslandschaft nötig.
Vertagung bis Jänner 2001
"Etwas enttäuscht" zeigte sich Gehrer über die Vertagung der Entscheidung über die drei anderen Bewerber. Diese soll nach Vorlage der von Konrad eingeforderten "weiteren detaillierten Entscheidungsgrundlagen" erst im Jänner 2001 folgen - "nicht sinnvoll", meint die Bildungsministerin, und zudem sei gesetzlich festgelegt, dass über Anträge innerhalb eines halben Jahres zu entscheiden sei. Auch mit der Vorgangsweise des Rates, die Zulassungskriterien im Nachhinein festzulegen, zeigte sich Gehrer nicht einverstanden - alles aber nur "vernünftige Vorschläge", relativiert sie angesichts der Weisungsfreiheit des Gremiums. Viel weiter ging die Kritik der FP-Abgeordneten Sylvia Paphazy: Der Akkreditierungsrat ist für sie "rücktrittsreif", die neu geschaffenen Kriterien seien "ein Scherz".
Die Zulassung und weit gehende Gleichstellung privater Bildungseinrichtungen müsse im Interesse der Studierenden und eines fairen Wettbewerbs mit strengen Qualitätsauflagen verknüpft sein, wies der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald diese Kritik und die "Verunglimpfung" des Rates zurück. Auch SP-Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser verteidigte den Akkreditierungsrat - es müssten "von Beginn an hohe Qualitätsansprüche gestellt werden". Man habe einfach Zeit für die Definition der Kriterien gebraucht, erklärte Konrad - und deren Vorgaben seien "bei gutem Willen leicht erreichbar".
Notfalls vor das Verwaltungsgericht
Knackpunkt scheint die Verbindung von Lehre und Forschung zu sein. Die bisher bestehenden Business-Schools, die an einer Akkreditierung interessiert sind, erfüllen diese Verpflichtung kaum. Kein Problem hat damit IMADEC-Präsident Christian Joksch. Er will in "der neuen Epoche in der österreichischen Bildungslandschaft" mit "Stiftungsprofessuren" punkten und steht dafür mit internationalen Größen aus Forschung und Lehre in Kontakt. Ihre Mitarbeit an seiner - noch erhofften - Privatuniversität hätten etwa Nobelpreisträger James M. Buchanan, "Flat tax"-Erfinder Alvin Rabushka, der Turriner Universitätsprofessor Enrico Colombato, US-Umweltökonom Terry Anderson oder auch EU-Kommissar Franz Fischler zugesagt, wie er gegenüber der "Wiener Zeitung" betont. "Das war dem Akkreditierungsrat wohl zu wenig", ärgert sich Joksch, der sich 1999 auch als FP-Kandidat für die EU-Wahl zur Verfügung stellte. IMADEC würde die Kriterien "zur Gänze" erfüllen. "Besonders bedenklich" beurteilt er die nachträglichen Akkreditierungskriterien - die Standards sollten im Gesetz stehen und nicht erst bei Vorliegen konkreter Ansuchen "willkürlich gesetzt" werden können. Er gibt sich mit der Vertagung nicht zufrieden und will eine rasche Entscheidung erreichen, "andern Falls ersuchen wir um ein Säumnisurteil durch den Verwaltungsgerichtshof" - wegen Nicht-Einhaltung der Halbjahresfrist. "Enttäuscht" zeigten sich auch Webster-Präsident Arthur Hirsh und der Präsident der International University, Wil Goodheer - kollidieren würde bei den Problemen der wirtschaftsorientierten Anbieter die amerikanische mit der österreichischen Universitätsstruktur. Negativ betroffen seien vor allem die Studierenden.