Der hohe Ölpreis ist fundamental nicht gerechtfertigt, sagte OMV-Chef Ruttenstorfer und sprach von "Marktpsychologie". Wäre nicht schlecht, wenn "der Markt" also zu einem Psychotherapeuten gehen würde. Das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit unterbleiben, denn an der jetzigen Situation verdienen einige Wenige toll. Rohstoffhändler jeglicher Herkunft haben beschlossen, dass ein Übergreifen der libyschen Kämpfe auf andere Ölförderländer zu einer Verknappung des wertvollen Guts führen könnte.
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Es gibt diese Verknappung zwar nicht, aber Öl- und Benzinpreise kletterten munter auf ungeahnte Höhen.
In London, New York, Chicago und Rotterdam sind einige Leute in den vergangenen Tagen verdammt reich geworden. Millionen Autofahrer zahlen die Zeche.
Das Beispiel zeigt erneut, wie fragwürdig komplexe Finanzprodukte im Börsegeschehen geworden sind. In "normalen" Zeiten mag das in Ordnung sein, weil die Preisschwankungen nicht so erratisch sind. Doch die Welt ist seit 2007 nicht mehr normal. Die Finanzkrise hat alles verändert, nun der Umbruch in der arabischen Welt.
Interessant, dass die Behörden in diesem Bereich bisher überhaupt keinen Regulierungsbedarf sahen. Beim kommenden Treffen der Regierungschefs der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen (G20) wird das ein Thema sein, doch politische Absichtserklärungen führen in der Regel entweder sehr spät oder gar nicht zu Veränderungen.
Bei den Grundnahrungsmitteln wird ein Spekulations-Verbot gefordert, unter anderem von Franz Fischler. Ob nicht Rohstoffe generell der Börse entzogen werden sollten, wäre einen Versuch wert. Amerikanische Großbanken sind nur deshalb Getreidehändler, weil sie sich davon Gewinn versprechen, und nicht weil sie in der Agrar-Industrie tätig sind. Die Kehrseite der Medaille: In Afrika und Asien verarmen deswegen Millionen Menschen.
Die Entwicklung der Rohstoffpreise hat wenig mit Psychologie und viel mit ausschließlichem Profitinteresse zu tun. Wenn die Börsen ihren Platz im Wirtschafts-Geschehen behaupten wollen, sollten sie auf einige der üblichen Spekulations-Geschäfte verzichten. Denn diese Preise haben nichts mit Markt zu tun. Der Markt, das sind nämlich wir alle.