Zum Hauptinhalt springen

Maroden Kassen Schulden erlassen

Von Walter Hämmerle

Politik

Ruf nach mehr Geld für Gesundheitssystem wird lauter. | Experte will Kassen nicht aus Verantwortung entlassen. | | Nur: An der chronischen Finanznot der meisten Gebietskrankenkassen (GKK) ändert auch diese neue Struktur genau nichts. Deren Einnahmen können nun einmal nicht mit der enormen Kostendynamik im Gesundheitswesen Schritt halten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Allerdings sind auch nicht alle Kassen gänzlich unschuldig an ihrer Finanznot. So erweist sich etwa die ohnehin bereits finanzschwache Kärntner GKK gegenüber ihren Ärzten besonders spendabel. Und die Wiener GKK ist zwar Spitze, was ihre Einnahmen betrifft - nur gilt das auch für ihre Ausgabensituation.

Aber selbst im Falle eines optimalen Mitteleinsatzes würde das Geld nicht ausreichen, zeigt sich der ehemalige langjährige Obmann der Vorarlberger GKK, Wieland Reiner, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" überzeugt. Das Gesamtminus aller Krankenversicherungen liegt 2006 bei prognostizierten 283 Millionen, 2007 werden sogar 400 Millionen Euro befürchtet. Angesichts dieser Dimensionen stößt auch die Forderung nach Einsparungen irgendwann an ihre Grenzen.

Reiner sieht hier die Politik, und insbesondere die Regierung, in der Pflicht: Diese müsse auf absehbare Zeit zumindest die schwer angeschlagenen Kassen entschulden. Ganz aus der Verantwortung will aber auch er die selbstverwalteten Sozialversicherungsträger nicht entlassen, denn "warum brauchen 780 Wiener einen Arzt, wenn in Vorarlberg das Verhältnis 1:1500 ist. Tragisch ist: Je mehr Doktoren wir einführen, desto kranker werden die Menschen." Zudem hält es Reiner für "grundsätzlich falsch", dass eine Kasse ein Spital führt, wie dies in Wien mit dem Hanusch-Krankenhaus der Fall ist.

Mehr Geld allein reiche aber zur langfristigen finanziellen Sanierung des Gesundheitswesens nicht aus, ist Reiner überzeugt. Vor allem im Hinblick auf die Ärzte-Honorare bedürfe es dringend einer "Deckelung".

Um zu einer ausgeglicheneren Beitragszahlerstruktur zu kommen empfiehlt der Gesundheitsexperte zudem, die Wiener mit dem nördlichen Teil der Burgenländischen sowie dem umliegenden Teil der Niederösterreichischen GKK zusammenzulegen: "Drei finanzschwache Kassen zusammen ergeben zwar auch noch keine gute, aber immerhin eine ausgeglichenere", gibt sich Reiner allerdings keinen Illusionen hin. Grundsätzlich hält er eine Kasse pro Bundesland für sinnvoll, berufsspezifische Kassen sollten dagegen abgeschafft werden.