Rabat - Zwei Wochen nach den Parlamentswahlen in Marokko hat König Mohammed VI. den bisherigen Innenminister Driss Jettou zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Es wird damit gerechnet, dass er eine Regierung unter Einschluss aller größeren Parteien bildet.
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Aus den Wahlen vom 27. September waren die regierenden Sozialisten (USFP) des bisherigen Regierungschefs Abderrahman Youssoufi knapp als stärkste Partei hervorgegangen. Sie erhielten 50 der insgesamt 325 Sitze, 7 weniger als 1997.
In der marokkanischen Presse war zuvor darüber spekuliert worden, dass Youssoufi, der 1998 vom damaligen König Hassan II. zum Regierungschef bestellt wurde, weiterhin Regierungschef bleiben wolle.
Der bisherige Innenminister Jettou, der keiner Partei angehört und als Technokrat gilt, ist ein enger Vertrauter des Königshauses. Der 57-jährige war bereits früher unter König Hassan II. fünf Jahre lang Wirtschafts- und Finanzminister, bevor er die Präsidentschaft der Holding Siger übernahm, die das Vermögen der Königsfamilie verwaltet. Davor war er Präsident des Verbandes der marokkanischen Lederindustrie gewesen. Jettou war vor 13 Monaten von König Mohammed VI. zum Innenminister ernannt worden und er organisierte die Wahlen vom 27. September, die als "sauber und transparent" beschrieben wurden. Jettous Hauptaufgabe wird es sein, die kränkelnde Wirtschaft des Landes auf Vordermann zu bringen und schwere soziale Probleme zu lösen. Er soll ausländische Investoren nach Marokko bringen, die Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen. Jährlich kommen in Marokko rund 250.000 Jugendliche neu auf den Arbeitsmarkt und für die meisten von ihnen gab es bisher keine Beschäftigung, was sie islamistischen Gruppen in die Hände trieb.