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Mars-Roboter Beagle 2 gefunden

Von Eva Stanzl

Wissen
Wie eine Blüte sollte sich Beagle-2 auseinanderfalten, doch nur zwei Paneele klappten auf.
© esa/Denman prod.

Das europäische Landegerät galt elf Jahre lang als spurlos verschwunden.


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London/Wien. Für Weltraumforscher ist es ein kleines Wunder: Das mehr als ein Jahrzehnt lang verloren geglaubte europäische Mars-Landegerät Beagle-2 wurde gefunden. Der Lander wurde auf Fotos einer umkreisenden Raumkapsel der US-Raumfahrtagentur Nasa identifiziert, gab die britische Weltraumbehörde am Freitag in London bekannt. Beagle-2 liege auf der Oberfläche des Roten Planeten.

Beagle-2 ist die Landeeinheit der Mars-Express-Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Sie wurde unter der Leitung von britischen Universitäten entwickelt und ist nach dem Expeditionsschiff "HMS Beagle" benannt, mit dem Charles Darwin eine Expedition durchführte, um die Küstenlinie Südamerikas zu kartieren. Aufgabe der Mission Mars Express ist die vollständige Kartografierung des Mars, die Erforschung seiner Atmosphäre, seiner Oberfläche und des Materials in bis zu zwei Metern Tiefe.

Der Lander Beagle-2, der zusammengeklappt nur einen Meter Durchmesser hat und 57 Kilo schwer ist, wurde unter enormem Zeitdruck mit einem Budget von nur 30 Millionen Euro umgesetzt. Die ESA hatte damals keine Erfahrung mit Landungen von Sonden. Zudem war dies der erste Versuch, mit nur einer einzigen Mission
einen Orbiter und einen Lander zum Mars zu bringen. Das Mutterschiff erreichte den Roten Planeten plangemäß, Beagle-2 koppelte sich am 19. Dezember 2003 ab. Sechs Tage später sollte er auf der Oberfläche aufsetzen, um dort nach Spuren organischen Lebens zu
suchen. Am 25. Dezember kam
jedoch kein Funksignal, das die Landung bestätigte. Auch Suchaktionen von Mars Express und der Nasa-Mission Odyssey blieben erfolglos. Beagle-2 wurde am 11.
Februar 2004 als verloren erklärt.

Elf Jahre später konnten Forscher um Michael Croon vom Europäischen Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt Beagle-2 auf Fotos der High-Resolution-Kamera "Hirise" des Nasa-Orbiters Mars Reconnaissance ausmachen. Auf den Satellitenbildern ist zu sehen, dass Beagle-2 es bis zur Oberfläche des Planeten geschafft hat, jedoch nur zwei oder drei seiner fünf Solarpaneele aufklappen konnte. Dadurch war keine Funkverbindung mit der Antenne des Roboters möglich. Spekulationen über Probleme mit den Fallschirmen, die den Sinkflug abbremsten, oder den Airbags, die für eine weiche Landung sorgten, erweisen sich als falsch. Auch Befürchtungen, die Landeeinheit sei beim Aufprall in ihre Teile zerschellt, bestätigen sich nicht. "So löst sich das Rätsel. Der Lander koppelte sich im richtigen Moment ab, nahm den Sinkflug plangemäß auf, tauchte im passenden Winkel und zur richtigen Zeit in die Mars-Atmosphäre ein und landete im Isidis Planitia-Becken. Beagle-2 hätte Weltklasse-Wissenschaft liefern können", unterstrich die UK Space Agency am Freitag.

"Wir sind sehr froh zu erfahren, dass Beagle-2 die Mars-Oberfläche erreicht hat", sagte Alvaro Giménez, ESA-Direktor für Roboter-Missionen. Und der Grazer Weltraumforscher Rudolf Schmidt, damals Projektleiter von Mars Express, betonte: "Die Unkenntnis darüber, was passiert ist, blieb eine quälende Sorge. Zu wissen, dass er es bis zum Boden geschafft hat, ist exzellent." ESA-Chef Jean-Jacques Dordain sah es abgeklärter: Zumindest sei nun klar, dass die Mission kein "völliger Fehlschlag" gewesen sei: "Wenigsten gab es eine Landung auf dem Mars." Da die Antenne nicht ausgefahren werden konnte, sehen die Experten allerdings keine Möglichkeit, "Beagle-2" wiederzubeleben und gespeicherte Daten zu bergen.

Der Planetenforscher Colin Pillinger von der britischen Open University, der Beagle-2 verantwortete, erlebte des Rätsels Lösung nicht mehr. Er verstarb am
8. Mai des Vorjahres im Alter von 71 Jahren an einem Schlaganfall. Auch George Fraser von der Universität Leicester und David Barnes von der Aberystwyth University, die den Lander mitverantworteten, verstarben 2014.

Die Sonde Mars Express erweist sich als großer Erfolg. Sie hat den Roten Planeten bisher 12.000 Mal umkreist. Mit ihrer speziellen Stereokamera hat sie von den 145 Millionen Quadratkilometern der Marsoberfläche 100 Millionen Quadratkilometer kartiert und dabei Canyons, Lavaflüsse und verzweigte Täler entdeckt. Mars Express soll noch einige Jahre ihren Dienst tun.