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Masernimpfstoff soll schützen

Wissen
adobe stock/Sergey Ulanov

US-Forscher lieferten einen weiteren Beweis für die Wirkung der Vakzine bei Covid-19.


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Die Erforschung und Entwicklung von Impfstoffen und Therapien gegen Sars-CoV-2 ist innerhalb von nicht ganz einem Jahr weit fortgeschritten. In der Pipeline befinden sich mehr als 200 verschiedene Ansätze für Vakzine und insgesamt mehr als 3.100 klinische Studien zu hunderten verschiedenen Coronavirus-bedingten Themen. Immer wieder rücken auch Forschungen aus Österreich in den Fokus. So wird aktuell das Wiener Biotech-Medikament FX06 an der Pariser Universitätsklinik Pitie-Salpetriere an schwerstkranken Covid-19-Patienten untersucht.

US-Forscher fanden indes heraus, dass der Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR), wie schon in der Vergangenheit vermutet, doch auch Schutz gegen die Erkrankung bieten könnte. Als Hinweis führen die Wissenschafter etwa auch die Tatsache an, dass vor allem Kinder mit milden Verläufen konfrontiert sind und sie eine viel niedrigere Sterblichkeit aufweisen.

FX06 ist ein im Jahr 2000 an der Wiener Universitäts-Hautklinik identifiziertes Peptid, ein Bestandteil von Fibrin, einem Eiweißstoff, der bei der Blutgerinnung entsteht. Es soll - unter vielen anderen möglichen Anwendungen - im Fall von schwersten Covid-19-Patienten mit Lungenproblemen "undicht" gewordene Kapillargefäße wieder "abdichten" und die beim akuten Lungenversagen auftretenden Ödeme bekämpfen. Ein stark antientzündlicher Effekt kommt offenbar hinzu, wie es heißt. Im Jahr 2014 war die Substanz in Heilversuchen in Deutschland bei Ebola-Patienten erfolgreich verwendet worden.

Biotech aus Österreich

Nun startete die erste klinische Studie mit 50 geplanten Patienten. Drei Betroffene sind bereits aufgenommen worden. Bei den bisherigen individuellen Heilversuchen, die in "Critical Care" publiziert worden sind, wurden eine verbesserte Lungenfunktion und reduzierte Entzündungswerte unter der Therapie mit FX06, das das Biotech-Unternehmen F4 Pharma produziert, beobachtet.

Unterdessen lieferten Forscher unter Jeffrey E. Gold von der University of Nebraska Medical Center im Open-Access-Journal der American Society for Microbiology einen Beweis dafür, dass der MMR-Impfstoff einen Schutz gegen Covid-19 bietet. Sie zeigten, dass Mumps-IgG-Titer oder IgG-Antikörper-Spiegel umgekehrt mit dem Schweregrad bei wiederhergestellten Covid-19-Patienten unter 42 Jahren korrelieren, die MMR-Impfungen erhalten hatten.

Das könne auch erklären, warum Kinder eine viel niedrigere Fallrate als Erwachsene sowie eine viel niedrigere Sterblichkeitsrate haben. Die Mehrheit der Kinder erhält bis zum sechsten Lebensjahr zwei Dosen.

"Das MMR-Vakzin wird als sicherer Impfstoff mit sehr wenigen Nebenwirkungen angesehen. Wenn es den ultimativen Vorteil hat, eine Infektion durch Covid-19 und eine Ausbreitung des Virus zu verhindern sowie die Schwere von Covid-19 zu verringern, wäre es ratsam, Personen über 40 zu impfen, so Co-Autor David J. Hurley von der University of Georgia.

Des Weiteren meldete sich einmal mehr die WHO zu Wort. Sie rät einem Bericht zufolge vom Einsatz des einst vielversprechenden Medikaments Remdesivir bei Covid-19 ab. Nach eingehender Prüfung sei ein Gremium zu dem Schluss gekommen, dass das Mittel "keinen bedeutenden Einfluss auf die Sterblichkeit oder andere wichtige Wirkungen auf Patienten hat, wie den Bedarf künstlicher Beatmung oder die Zeit bis zu einer Besserung", heißt es im "British Medical Journal".

Es sei zudem noch nicht ausgeschlossen, dass Remdesivir auch Schaden anrichten könnte. Es war vom US-Pharmakonzern Gilead ursprünglich zur Bekämpfung des Ebola-Virus entwickelt worden. Nach Ausbruch der Pandemie galt es eine Zeit lang als Hoffnungsträger im Kampf gegen Covid-19.

Notfallzulassung beantragt

Wie die Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer am Freitag mitteilten, haben sie bei der US-Arzneimittelbehörde FDA bereits eine Notfallzulassung für ihren Corona-Impfstoff beantragt. Die Lieferung von BNT 162b2 könnte Ende des Jahres beginnen. In Österreich könnten die ersten Vakzine schon im Jänner eintreffen. Bis zum Sommer könnte dann genug für alle da sein, erklärte Clemens Martin Auer, Covid-Sonderbeauftragter im Gesundheitsministerium am Freitag im ORF.(gral)