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Masken fallen für Schüler, Eltern gespalten

Von Karl Ettinger

Politik

Bundesverband befürwortet schrittweise Lockerungen im Unterricht.


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An den Schulen kommt es ab 21. Februar zu weiteren Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Am Platz müssen Schüler und Schülerinnen dann keine Masken mehr tragen, und Schulveranstaltungen wie Skikurse sind wieder möglich. Das kündigte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) im "Morgenjournal" von Ö1 am Montag an. Im Schulgebäude und für Lehrer gelte die Maskenpflicht aber weiterhin. In den Volksschulen fiel die Maskenpflicht am Platz bereits am Montag. Im Turnunterricht muss seit dem 7. Februar keine Maske mehr getragen werden.

Väter und Mütter sind bei den Lockerungen und dem Ende der Maskenpflicht ganz unterschiedlicher Ansicht. Das bestätigt der Chef des Bundeselternverbandes an mittleren und höheren Schulen, Christoph Drexler, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Es gibt eine Bandbreite an Meinungen." So habe es Zuschriften gegeben, dass sich der Elternverband viel massiver für das Auslaufen der Maskenpflicht im Unterricht einsetzen müsse. Umgekehrt erhalte man auch Zuschriften von Eltern, die kritisierten, dass man überhaupt für das Ende der Masken im Unterricht sei.

Gewerkschafter Kimberger will noch Änderung

Drexler begrüßt grundsätzlich den Wegfall der Masken im Unterricht. "Wenn es Lockerungen in anderen Bereichen gibt, dann muss es auch entsprechende Lockerungen in Schulen geben", erklärte er, "insofern ist es an der Zeit". Ein Mittelweg, "dass man schrittweise zurückgeht", sei angebracht. Denn man müsse sich auch vorstellen, dass in Oberstufen Schüler bis zu zehn Stunden im Unterricht die Maske tragen müssten. Vorbehaltlose Unterstützung gibt es dafür, dass ein- und mehrtägige Schulveranstaltungen, wie Skikurse oder Sprachreisen, ab 21. Februar erlaubt werden. "Das ist wichtig für den Zusammenhalt", so Drexler.

Seit Beginn des Schuljahrs mussten Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen außerhalb ihrer Klasse beziehungsweise Gruppe Maske tragen, seit Ende November galt eine durchgängige Maskenpflicht. Für Volks- und Unterstufenschüler reicht dabei Mund-Nasen-Schutz, die Älteren brauchen eine FFP2-Maske.

Für die Lehrergewerkschaft ist damit aber noch nicht das letzte Wort gesprochen. Der Umstand, dass für Lehrerinnen und Lehrer die Maskenpflicht ab 21. Februar aufrecht bleibt, stößt auf Unverständnis. Der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft und der Arge der Lehrervertreter, Paul Kimberger, verweist im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" darauf, dass die Impfquote bei den Pädagogen bei 85 bis 90 Prozent liege: "Wenn es da keine Erleichterungen gibt, ist das für mich nicht nachvollziehbar." Er erhoffe und erwarte sich, dass es mit Ende der "Sicherheitsphase" in den Schulen am 28. Februar noch zu Änderungen kommt.

Infizierte Lehrer sorgen für größere Cluster

Wie Kimberger betont auch der Chef der AHS-Lehrergewerkschaft, Herbert Weiss, dass es in den Schulen nach wie vor hohe Corona-Inzidenzen gebe. Ob die Aufhebung der Maskenpflicht für alle Schüler im Unterricht sinnvoll sei, sei eine Entscheidung der Experten. Weiss kritisiert aber, dass Lehrer in den Klassen weiter Masken tragen müssten: "Das ist für mich völlig unverständlich". Denn bei Schulkindern sei die Impfquote viel niedriger als bei Lehrern. Dass ab 21. Februar Schulveranstaltungen wieder erlaubt werden wird von Kimberger "absolut begrüßt".

Von wissenschaftlicher Seite ist die Beibehaltung der Maskenpflicht für Lehrer argumentierbar. So hat sich das Team des Complexity Science Hub (CSH) die Wirksamkeit der diversen Schutzmaßnahmen in Schulen angesehen. Dabei fiel auf, dass die Cluster größer ausfielen, wenn Lehrer Ausgangspunkt der Infektionsketten waren. Studienautorin Jana Lasser nennt zwei Gründe: Lehrer wechseln Klassen, haben daher mehr Kontakte und sie sprechen im Unterricht am meisten.

Die Lehrergewerkschafter wollen diese Ungleichbehandlung in den wöchentlichen Kontakten mit dem Bildungsministerium thematisieren. Dass ab 21. Februar wieder Schulveranstaltungen erlaubt werden wird von Kimberger "absolut begrüßt".

Dass nicht alle Maßnahmen aufgehoben werden, begründete Polaschek mit dem intensiven Austausch, der zwischen Schülern sowie Schülern und Lehrern stattfinde. "Wir müssen mit Augenmaß vorgehen." Wenn es eine weitere Entspannung der epidemiologischen Lage gibt, werde man weitere Lockerungen vornehmen.

Studie: Nur Volksschule kann eine Maßnahme reduzieren

Laut der begutachteten Studie des CSH, dem Institut von Modellierer Peter Klimek, könnte man die Maskenpflicht dann aufheben, wenn alle anderen Präventionsmaßnahmen in Kraft bleiben, also regelmäßiges Lüften und Testen, Klassenteilungen und eben die Maskenpflicht. Wobei Testen von diesen vier Maßnahmen die wirksamste ist vor Lüften, Teilungen und der Maskenpflicht.

Die Studie beschäftigte sich jedoch mit der Delta-Variante. Omikron mache alles weit schwieriger, sagt Autorin Lasser. Um die Zahl der Cluster zu begrenzen brauche es nun alle Maßnahmen, nur in Volksschule könne man eine weglassen, wie eine aktuelle, aber noch nicht begutachtete Berechnung von CSH unter Omikron-Bedingungen zeige. Ein weiterer Punkt: Die strikte Durchsetzung ist entscheidend. Oder, anderes formuliert, ein bisschen Lüften, ab und zu Maske und nur gelegentliches Testen schränken die Effektivität stark ein. Da nun wieder normal geturnt werden soll, naturgemäß ohne Maske, ergibt sich automatisch eine geringere Wirksamkeit der Maßnahme.