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Massaker bei Kirche in Ruanda

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Den Haag/Florenz - Das internationale UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag fordert von der italienischen Regierung die Auslieferung des ruandesischen Priesters Athanase Seromba, dem vorgeworfen wird, an Massakern mitgewirkt zu haben, bei denen in Nyange 1994 zwischen zwischen 2.000 und 2.500 Tutsis ermordet wurden.


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Seromba, der 1997 mit einem Empfehlungsschreiben seines Bischofs nach Italien gekommen war und seither unter dem Namen Atanasio Sumba Bura eine kleine Pfarre in der Nähe von Florenz betreut hatte, ist derzeit untergetaucht. Ein Sprecher der Diözese Florenz, der nicht ausschließen will, dass die Anklage gegen den Priester ein Manöver sei, um der katholischen Kirche zu schaden, sagte, man werde enthüllen, wo er sich derzeit befinde, wenn der Auslieferung stattgegeben werde.

UN-Chefanklägerin Carla del Ponte warf der Regierung in Rom vor, in dem Fall keinen Finger zu rühren und das in einer Zeit, in der Belgrad vor kurzem den Ex-Präsidenten Milosevic ausgeliefert habe.

Die Vorwürfe, die gegen Seromba erhoben werden, sind schwerwiegend. Nach ruandesischen Zeugenaussagen habe er im April 1994 mit Hutu-Milizen zusammengearbeitet und versteckte Tutsis, aufgefordert, in seine Kirche zu kommen, weil sie dort vor Verfolgung sicher seien. Etwa 3.000 verängstigte Menschen seien diesem Aufruf gefolgt. Am 12, April habe der Priester dann mit den Hutu-Milizen über die Ermordung dieser Menschen, die nur unzureichend versorgt wurden, beraten. Zwei Tage später habe es die ersten Angriffe gegen die Flüchtlinge gegeben, die sich aber noch zur Wehr setzten. Seromba habe in den darauffolgenden Tagen die Flüchtlinge aufgefordert, die Kirche zu verlassen. Ihre Sicherheit sei gewährleistet. In Wirklichkeit wurde die Menge von Hutu-Milizen entwaffnet. Wer flüchten wollte wurde erschossen. Seromba habe selbst mit einer automatischen Waffe auf Flüchtende geschossen. Am 16. April sei die Kirche, in der sich noch Flüchtlinge versteckt hatten, angezündet und anschließend mit Bulldozern niedergewalzt worden. Auf den Einwurf eines Bulldozerfahrers, dass man eine Kirche nicht zerstören solle, soll Seromba gemeint haben: "Im Ausland gibt es viele Christen, wir werden die Kirche in drei Tagen wieder aufbauen."