Die humanitäre Situation in den umkämpften Gebieten des Irak werde immer dramatischer, warnen internationale Hilfsorganisationen. So haben in der 1,2-Millionen-EinwohnerInnen-Stadt Basra 60 Prozent der Bevölkerung weiterhin keinen Zugang zu Trinkwasser. Tausende Menschen fliehen aus den Städten, viele zunächst zu Verwandten auf dem Land. Für einen Massenzustrom in die Flüchtlingslager jenseits der irakischen Grenze gibt es aber noch immer keine Anzeichen.
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In den meisten Flüchtlingslagern außerhalb des Irak herrscht noch Ruhe. Noch gibt es keine Anzeichen für einen Massenstrom an Flüchtlingen nach Syrien, Jordanien, in die Türkei oder den Iran. In den Camps könnten bis zu 350.000 Menschen versorgt werden. Bis gestern sind 14 Personen eingetroffen, im syrischen El-Hol. "Entweder werden die Menschen daran gehindert, das Land zu verlassen oder sie schätzen die Situation nicht als derart gefährlich ein", erklärt Roland Schönbauer vom Wiener UNHCR-Büro.
Wiederholt hat das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen Appelle auch an die Nachbarstaaten des Irak gerichtet, die Grenzen für Flüchtlinge offen zu halten. Die Vorbereitungen auf die Aufnahme der Menschen hat der UNHCR jedenfalls intensiviert. Im Iran werden sechs weitere Lager errichtet, in Syrien sind zwei zusätzliche geplant. Vor zwei Tagen sind 8.000 Matratzen an die Grenze zum Nordirak gebracht worden.
Von dort stammen auch die meisten Berichte über intern Vertriebene. Bereits am Wochenende sprach das Internationale Rote Kreuz von über 22.000 Menschen, die an die iranische Grenze geflohen waren. Vorerst war aber unklar, ob sie den Irak verlassen wollten. Nach Schätzungen des deutschen Malteser Hilfsdienstes dürften 500.000 Binnenflüchtlinge aus den Städten Mosul, Kirkuk und Dohuk versuchen, die sichereren Bergregionen zu erreichen. Für die Hilfsorganisationen wird Unterstützung in dieser Gegend noch schwieriger. Wie schon jetzt die Hilfe vor Ort.
Denn auch Hilfsorganisationen bräuchten "die Sicherheit, dass sie nicht angegriffen werden", erläutert Gabriela Sonnleitner von der Caritas. Ein geschützter internationaler Zugang zu den Bedürftigen wäre daher notwendig.
Rund 400 Verletzte hat die Caritas am Wochenende versorgt, großteils Frauen und Kinder. In Moscheen und Kirchen werden Notunterkünfte eingerichtet. Eine Flucht ins benachbarte Ausland können sich viele schlicht nicht leisten. Taxi-Preise etwa sind um das Zehnfache gestiegen.
Eine zusätzliche Gefahr droht nach dem Zusammenbruch von Strom- und Wasserversorgung. So hätten in Basra noch immer 60 Prozent der BewohnerInnen kein Trinkwasser, berichtet Gerald Czech vom Österreichischen Roten Kreuz. Die Techniker des Roten Kreuzes hätten die Zusage erhalten, Zugang zum Versorgungsnetz zu bekommen. Die Menschen in Basra beginnen, verschmutztes Flusswasser zu trinken. Ausbruch von Seuchen kann die Folge sein.
Wann ein Flüchtlingsstrom über die Grenze einsetzen könnte, ist auch für die Hilfsorganisationen nicht abschätzbar - auch wenn einige einen Massenansturm von Millionen befürchten. Unterdessen sollen aber hunderte Iraker in die andere Richtung unterwegs sein. Wie das jordanische Fernsehen meldete, seien 1.500 Menschen aus Amman in den Irak zurückgekehrt. Sie wollten sich den Kämpfen gegen die USA anschließen.
Hilfsorganisationen sind auf Spenden angewiesen:
Ärzte ohne Grenzen: P.S.K.-Konto 93,040.950
Care Österreich: P.S.K.-Konto 1,236.000, Kennwort "Irak"
Caritas Österreich: P.S.K.-Konto 7,700.004, Kennwort "Irak"
Diakonie: P.S.K.-Konto 2,313.300, Kennwort "Irak"
Hilfswerk Austria: P.S.K.-Konto 90.001.002, Kennwort "Irak"
Rotes Kreuz: P.S.K.-Konto 2,345.000, Kennwort "Irak-Krise" oder http://spende.roteskreuz.at
UNHCR: Bank Austria Creditanstalt 09583,600.300
UNICEF Österreich: PSK-Konto 15 16 500, Kennw. "Kinder Irak" oder http://www.unicef.at/spende
Volkshilfe Österreich: P.S.K.-Konto 1,740.400, Kennwort Irak"