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Massenprotest in USA für Abtreibungsrecht

Von Rainer Mayerhofer

Politik

"Wir lehnen ihre Heuchelei ab, Herr Bush, ihre Missachtung des weiblichen Körpers. Wir lehnen ihre Weltanschauung ab und wir werden zur Wahl gehen und das beweisen." Vor mehr als einer Million Menschen auf der Mall in Washington, die für das Abtreibungsrecht der Frauen demonstrierten, las die Schauspielerin Susan Sarandon dem Präsidenten die Leviten.


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An der Massendemonstration, der zweiten nach jener im Jahr 1992, als die Frauen ihre Rechte gegen den Vater des derzeit amtierenden Präsidenten verteidigten, nahmen auch zahlreiche Organisationen aus mehr als 50 Staaten der Welt teil. Eine der ersten Maßnahmen der Bush-Regierung nach ihrem Amtsantritt im Jänner 2001 war es gewesen, jenen Organisationen die Subventionen zu streichen, die im weltweiten Kampf für Geburtenregelung auch für die Abtreibung eintreten.

Hillary Clinton, die Ex-First-Lady und derzeitige Senatorin von New York unterstrich in ihrer Rede die Macht der Frauen: "Der Marsch vor zwölf Jahren hat die Menschen im ganzen Land geeint und wir haben einen Präsidenten gewählt, der die Entscheidung für oder gegen die Abtreibung den Frauen überließ. Diesmal werden wir das gleiche tun."

Die Schauspielerin Whoopi Goldberg demonstrierte mit zwei Drahtkleiderhaken, die auf die Gefährlichkeit illegaler Abtreibungen aufmerksam machen sollten, in die der Präsident mit seiner Politik die Frauen nach Meinung der Hunderttausenden Demonstranten wieder drängen will.

Neben Ikonen der amerikanischen Frauenbewegung wie Gloria Steinem nahmen an der Demonstration, zu der mehr Menschen gekommen waren als die Veranstalter angenommen hatten, u.a. auch die frühere Außenminister Madeleine Albright, die demokratische Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus, Nancy Pelosi und die demokratische Senatorin Barbara Boxer aus Kalifornien, sowie zahlreiche Vertreter aus dem Showgeschäft teil.

Gloria Steinem warf dem Präsidenten vor, so konservative Positionen einzunehmen, dass er "in einer Liga mit den Moslemextremisten und dem Vatikan spielen könne".

Bush selbst war während der Massendemonstration nicht in der Hauptstadt, sondern hielt sich in Camp David auf. Das Weiße Haus veröffentlichte aber eine Statement, in dem der Präsident dazu aufruft die Zahl der Abtreibungen zu senken - durch die Förderung von Erziehungsprogrammen, die zu sexueller Enthaltsamkeit aufrufen. Bei Gegendemonstrationen fanatischer Abtreibungsgegner, die Farbbeutel auf die Demonstranten warfen, wurden 16 Personen von der Polizei festgenommen.