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Massentests in Tirol, keine Isolation

Politik

Die Regierung will Sonntag entscheiden. Südtirol winkt ab, Bayern wartet noch ab.


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Die gute Nachricht: Die Fallzahlen in Tirol sind im Sinken begriffen, zwar nur leicht, aber doch. Wie und wo die südafrikanische Variante B.1351 verbreitet ist, kann nur vermutet und geschätzt, nicht aber präzise angegeben werden. Dies, obwohl sehr wohl Nachschau gehalten und viel analysiert wird. Doch die Kapazitäten sind begrenzt, nicht nur in Tirol.

Das Management von und mit Ungewissheiten begleitet die Politik seit Beginn der Pandemie und ist eine der großen Herausforderungen. Virologen plädieren nun im Fall von Tirol für eine vorsorgliche Quarantäne, der Infektiologe Günter Weiss hält dies mit Verweis auf das Vorkommen dieser Variante in mittlerweile 13 europäischen Ländern nicht für nötig. "Es ist wohl leider so, dass diese Variante relativ weit verbreitet ist", sagte Weiss zu Ö1.

In Tirol selbst wird, in Rücksprache mit dem Gesundheitsministerium, im Bezirk Schwaz zum Mittel von Massentestungen gegriffen, die Kontaktnachverfolgung wird auch intensiviert, da nicht nur die engen Kontakte Infizierter miteinbezogen werden. Am Sonntag werde dann entschieden, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober, "ob zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind".

Kaum Chance auf Durchsetzung

Im Raum steht, nach wie vor, eine Abriegelung Tirols, gegen die sich das Bundesland allerdings vehement wehrt. Rechtlich wäre eine Quarantäne über Tirol möglich, auch wenn der Verfassungsgerichtshof jene im März rückwirkend aufgehoben hat. Seit der Novelle des Epidemiegesetzes im April ist eine Isolation eines Bundeslands gesetzlich gedeckt. Politisch ist die Durchsetzung per Weisung an den Landeshauptmann zumindest schwierig und sicher konfliktträchtig, der Vollzug einer solchen Quarantäne wäre ohne das Mittun der Nachbarn aber jedenfalls unmöglich.

Aus Tirol führen zwar nicht alle Wege nach Rom, aber immerhin drei, dazu einer in die Schweiz und immerhin 14 nach Deutschland, auch wenn man die ganz kleinen Grenzübergänge nicht mitzählt. Lediglich drei Straßen führen nach Vorarlberg, weitere vier nach Rest-Österreich, wobei diese nicht gerade die Hauptverkehrsrouten darstellen.

Aus der bayrischen Staatskanzlei heißt es, dass "die Dynamik des Geschehens derzeit nicht absehbar" sei, eine Antwort auf die Frage nach einem möglichen Einreisestopp aus Tirol wollte oder konnte man gegenüber der "Wiener Zeitung" nicht geben. In Südtirol, das ab Montag wieder im Lockdown ist, will man an Grenzschließungen nicht einmal denken. Das Vorkommen der Südafrika-Variante auf der anderen Seite des Brenners ist auch kaum Thema in Südtirol. Für eine wirksame Quarantäne bräuchte die Bundesregierung aber sowohl Bayern als auch Südtirol.(sir)