Vom gefragten PR-Experten zum Buhmann. | Für seinen Anwalt sind die Vorwürfe nicht haltbar.
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Wien. Die Telekom-Affäre zieht immer weitere Kreise. Gegen mehr als ein Dutzend Personen ermittelt die Staatsanwaltschaft mittlerweile wegen Korruption oder Untreue. Neben ehemaligen Telekom-Vorständen auch Ex-Politiker. Der frühere Vizekanzler Hubert Gorbach (BZÖ), dem die Telekom um 250.000 Euro eine Sekretärin bezahlte, ist dabei nicht das einzige ehemalige Regierungsmitglied, an das Telekom-Geld geflossen sein soll. Wie "News" berichtet, soll auch Gorbachs früherer Parteifreund und Vorgänger im Infrastrukturministerium, Mathias Reichhold, nach seinem Wechsel in die Privatwirtschaft 72.000 Euro an Beraterhonorar kassiert haben ("News" schreibt auch von Geldflüssen zwischen Hochegger und zwei ehemaligen Managern des burgenländischen Energieversorgers Bewag).
Bei der Telekom weiß man offiziell nichts von einer Beratung durch Reichhold, es stehe auch nichts dazu in den Büchern. Kann es auch gar nicht, weil Reichhold - wie er über seinen Anwalt mitteilen ließ - gar nicht für die Telekom, sondern für die Firma Valora von Peter Hochegger als Berater tätig war.
Valora ist jene Firma, an die die Telekom laut Revisionsbericht neun Millionen Euro Honorar bezahlt hat - ohne entsprechende Gegenleistung, sagt die Telekom.
"Das ist absolut unrichtig", sagt Hocheggers Anwalt Gerald Ganzger zur "Wiener Zeitung", "die Telekom hat sicher nichts verschenkt." Für die neun Millionen habe es ganz konkrete Leistungen gegeben, was man auch belegen werde. Allerdings sei es schwierig, Lobbying zu dokumentieren und zu bewerten. "Das geht nicht wie bei einer Wurstsemmel oder einer anwaltlichen Leistung", wo es einen Leistungskatalog gebe.
"Vieles erklärbar"
Einen Fehler habe Hochegger gemacht, sagt Ganzger, als er nämlich im Jahr 2004 die 9-Millionen-Euro-Provision aus dem Buwog-Verkauf nicht versteuert habe. Zu diesem Fehler stehe er auch, deshalb hätten er und sein damaliger Geschäftspartner Walter Meischberger sich selbst angezeigt.
Bei den jetzigen Vorwürfen handle es sich aber vor allem um "Unverständnis, was Lobbying und PR ist", so Ganzger. Da sei "vieles erklärbar". Hochegger sei "sicher nicht der große Mastermind", der die Fäden in der Telekom-Affäre gezogen habe. Da würden einige auf einen Vorteil bei der Staatsanwaltschaft hoffen und von der eigenen Schuld ablenken wollen. Gemeint ist damit wohl Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler, der unter anderem Hochegger schwer belastet hat.
Also alles nur ein Missverständnis? Hochegger nur ein Sündenbock? Tatsächlich genoss der heute 62-Jährige in den 90er Jahren den Ruf eines hervorragenden Kommunikationsexperten. Seine PR-Agentur Hochegger/Com, die er mit seinem Bruder aufbaute, wurde zu einer der größten im Land. "Damals war er der Inbegriff der Seriosität", sagt ein Brancheninsider zur "Wiener Zeitung".
Andere empfanden ihn allerdings schon damals als nicht sonderlich seriös: "Er wirkte etwas wie der Typ Autoverkäufer. Alles war irgendwie zu groß, alles übertrieben, alles wurde zur Schau gestellt." Dem geschäftlichen Erfolg tat dies freilich keinen Abbruch.
Als 1999 Schwarz-Blau zustande kam, war die FPÖ der ideale Kunde für Hochegger. Er besaß die Kontakte und Netzwerke, die den Freiheitlichen fehlten. Besonders eng wurde die Zusammenarbeit mit dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser. So war es Hochegger, der die Marke KHG positionierte.
Mit Grasser begann aber auch der Abstieg Hocheggers - genauer: mit Grassers Homepage. Es war die Hochegger-Firma "maRtrix", die dem Finanzminister eine Homepage um 118.000 Euro bastelte. Die Folge war eine enorme mediale Aufregung, die vor allem am Image des smarten Finanzministers kratzte. Es folgte der Buwog-Deal.
Seit dieser 2009 ruchbar wurde, kommt Hochegger nicht mehr aus den Schlagzeilen. Die Buwog-Affäre bedeutete für ihn das berufliche Aus, seine Firmen musste er abstoßen. Letztlich löste sie auch die Telekom-Affäre aus, als bei einer Hausdurchsuchung bei Hochegger belastende Unterlagen gefunden wurden.
"Niemanden bestochen"
Für Anwalt Ganzger ist das kein Zufall: "Wenn man erst einmal zu graben beginnt, findet man immer etwas". Einige der Geschichten hätten "zugegebenermaßen einen schalen Geschmack", letztlich würden die Vorwürfe aber nicht halten. "Hochegger hat nie jemanden bestochen", betont Ganzger, der seinen Mandanten auch als Opfer der durch die Affäre um Ex-ÖVP-EU-Mandatar Ernst Strasser ausgelösten Lobbying-Diskussion sieht: "Lobbying ist zu einem Unwort geworden - aber letztlich ist es Teil der politischen Kultur."