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Masterplan "gesund bleiben"

Von Reinhard Göweil

Politik
Peter McDonald fordert, dass von den Schulen bis zum Bundesheer alle in ein Fitnessprogramm eingebunden werden.
© Foto: Luiza Puiu

Peter McDonald, Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungen, will Gesundheit fördern.


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Wien. "Die Österreicher sind in ihrem Leben 1,5 Jahre lang weniger gesund als der Durchschnitt der EU", sagte Peter McDonald, Präsident des Hauptverbands der Sozialversicherungen, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Daher fordert er eine Art Masterplan für Gesundheit, da jeder Tag Krankheit nicht nur Leid verursacht, sondern auch Geld kostet. "Wir müssen daher stärker Prävention betreiben."

Als erste Maßnahme werden die Krankenkassen das ärztliche "Entgelt" für Vorsorgeuntersuchungen um zehn Prozent erhöhen. Dadurch soll ein Anreiz geschaffen werden, Patienten für solche Untersuchungen zu motivieren. Insgesamt sei dies aber - so McDonald - ein "Bewusstseins-Thema. Es wäre toll, wenn die Regierungsspitze dies als einen Jahres-Schwerpunkt politisch unterstützt."

"Früher wurde immer gesagt, wir wollen, dass es unseren Kindern einmal besser geht. Wir könnten nun sagen, wir wollen, dass unsere Kinder einmal gesünder sind als wir", so der Hauptverbands-Chef.

Kindergärten und Schulen in Gesundheits-Plan integrieren

Das beginne bereits in Kindergärten. "Bewegungs-Kindergärten wären eine tolle Sache."

McDonald will auch, dass die grundsätzlich bereits fixierte tägliche Turnstunde an Schulen umgesetzt wird. Sie gilt derzeit in Ganztagsschulen, soll aber noch nicht selbstverständlich vorgesehen sein.

Auch die Landesverteidigung will McDonald für ein durchgängiges "Fitness-Programm" für Wehrpflichtige begeistern, damit würden wenigstens die jungen Männer erfasst. Wie Zivildiener da eingebunden werden können, müsste politisch akkordiert werden. Und junge Frauen müssten stärker informiert werden, wie wichtig Gesundheit im späteren Leben sein wird. Die Weltgesundheitsorganisation liefert dazu eher bestürzende Zahlen: Österreichs Kinder und Jugendliche (bis 17 Jahre) weisen innerhalb der EU den höchsten Fettanteil im Körper auf. Grund: fehlende oder zu geringe Bewegung.

Alkohol- und Nikotin-Konsum der Jugendlichen sinkt

McDonald: "Aber immerhin steigt auch bei uns das Gesundheitsbewusstsein. Der Alkohol- und Nikotin-Konsum sinkt bei Jugendlichen." Aber auch hier liegt Österreich innerhalb der Europäischen Union dritter Stelle, was Menge und Häufigkeit betrifft.

Ein zusätzliches Gesundheits-Problem ortet Peter McDonald beim Bildungs-Gefälle. Schlechter Ausgebildete gehen deutlich seltener bis gar nie zum Arzt, um sich untersuchen zu lassen - und gegebenenfalls Lebensgewohnheiten zu ändern. "Natürlich spielt auch die Ernährung eine Rolle in der Gesundheitsförderung." Bei all diesen gesellschaftlichen Ansätzen sind die Sozialversicherungen allein überfordert, dazu würde es einen Schulterschluss der Politik benötigen.

Insgesamt lassen sich derzeit 931.032 Versicherte vorsorglich untersuchen. Die Zahl ist in den vergangenen acht Jahren um 20 Prozent gestiegen, allerdings mit enormen regionalen Differenzen.

Wien und Niederösterreich hinken nach

Während etwa Bundesländer wie Tirol, Kärnten und das Burgenland signifikant dabei zulegten, blieb die Steigerung in Wien und Niederösterreich mit plus sechs Prozent deutlich unter dem Österreich-Durchschnitt. McDonald will daher, wenn die Untersuchung für Ärzte mehr Geld bringen soll, auch ein Gesamtprogramm darin vereinbaren. "Es geht nicht nur um einen Gesundheits-Check, sondern um Zielsetzungen - etwa regelmäßig Bewegung zu machen."

Ärztekammer sieht Defizitebei der Früherkennung

Damit liegt McDonald eigentlich auf einer Linie mit der Ärztekammer, die das einfordert. Solche Verhaltensempfehlungen müssten verpflichtend in die Untersuchungen eingebaut werden. Die Ärztekammer wirft dabei dem Hauptverband allerdings eine Blockadehaltung vor - was angesichts der aktuellen McDonald-Äußerungen nicht ganz ersichtlich ist.

Im elften Jahr ihres Bestehens müsse die Vorsorgeuntersuchung reformiert werden, forderten Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer, und Vertreter der niedergelassenen Ärzte. Er meint, dass die Früherkennung von Krankheiten dem Sparstift zum Opfer gefallen sei. In Vorarlberg habe dagegen die Darmkrebs-Vorsorge gezeigt, dass damit Leben gerettet - und auch Geld gespart werden könne. In Österreich erkranken pro Jahr rund 4350 Menschen an Dickdarmkrebs. "96 Prozent dieser Erkrankungen sind verhinderbar", sagte Vorarlbergs Ärztekammerpräsident Michael Jonas.

Jährlich fließen 34 Milliarden Euro ins Gesundheitssystem.