Mittel sollen über Kapitalerhöhung aufgebracht werden. | Wien. Die ungarisch-österreichische Raaberbahn, die zu Jahresbeginn im Konsortium mit der ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria (RCA) die MAV Cargo übernommen hat, will die Sperrminorität an der ungarischen Güterbahn, kündigte GYSEV-Generaldirektor Csaba Szekely am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien an. Die dafür nötigen rund 100 Millionen Euro will Szekely durch eine Kapitalerhöhung aufbringen: Das würde den - vielfach als überhöht kritisierten - Kaufpreis von 400 Millionen Euro für die Österreicher de facto um 60 Millionen Euro reduzieren.
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Das Bieterkonsortium aus Rail Cargo Austria und der Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn AG (Raaberbahn, ungarisch: Györ-Sopron-Ebenfurti Vasut Zrt, GYSEV) hatte Ende November 2007 den Zuschlag für die MAV Cargo erhalten, die Güterverkehrstochter der ungarischen Staatsbahnen (MAV). Das Closing sollte nach dem erwarteten Grünsignal der EU-Wettbewerbsbehörde im Herbst erfolgen, schätzt Szekely.
"Man hat uns drei Optionen eingeräumt, als wir, quasi als Minensuchhund und Kenner der ungarischen Verhältnisse, ins Konsortium kamen: Keine Beteiligung, ein 10-Prozent-Anteil oder die Sperrminorität von 25 Prozent plus eine Aktie", erläutert der frühere Journalist und Pressesprecher der Verkehrsminister Streicher und Klima. Er ist seit 12 Jahren bei der Raaber-Bahn und seit eineinhalb Jahren erster österreichischer Generaldirektor des zu 61 Prozent der Republik Ungarn und zu 33,3 Prozent der Republik Österreich gehörenden Traditionsunternehmens. "Wir wollen aktiv mitmischen", so Szekely. Denn mit mehr als 140 Millionen Güter-Jahrestonnen erreiche man eine "durchaus interessante Größenordnung" - auch gegenüber europäischen Riesen wie der Deutschen Bahn (DB) und der französischen SNCF. Der Kaufpreis für die MAV Cargo "enthält sicher einen Strategie-Aufschlag", räumt Szekely ein. Aber: "Wenn wir in Mitteleuropa einen Markt aufbauen wollen, wo sich nicht Andere hineinsetzen, muss es uns das wert sein."
Anbindung an Graz
Nach der Erweiterung des südlichen Astes von Sopron bis Szentgotthard - der bis 2011 elektrifiziert sein soll - strebt die Raaberbahn nun eine Erweiterung des Verkehrsverbundes von Westungarn nach Graz an. Für Österreich sei das relevant, weil es - über die Koralmbahn - eine Verbindung nach Oberitalien ermögliche.
Die Raaberbahn setzte 2007 - bei steigendem Güteraufkommen - 123 Mio. Euro um und schrieb (wie in den Jahren davor) leicht positive Zahlen. In Ungarn werden rund 1850, in Österreich rund 160 Mitarbeiter beschäftigt.