Neues Licht fällt auf die Maya-Kultur. | Yucatán war früher besiedelt als bisher angenommen | Mexiko-Stadt/Wien. Mexikanischen Archäologen unter der Leitung von Luis Raúl Pantoja Díaz ist in der Nähe von Mérida, der Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán, ein sensationeller Fund geglückt, der möglicherweise ein grundlegendes Umdenken erforderlich macht: Die Wissenschafter fanden sieben bisher unbekannte Mayastädte mit den Namen Oxmul, Polok Ceh, Nichak, Cuzam, Chan Much, Tzakan und Chankiuik. Das Areal bedeckt ungefähr 1000 Hektar.
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An den Stätten wurden, wie das Nationale Institut für Anthropologie und Geschichte mitteilte, Gebäudestrukturen, Keramik und menschliche Gebeine entdeckt. Alle diese Funde stützen eine These, die bisher als gewagt galt, dass nämlich diese Region Yucatáns bereits um 400 v. Chr. besiedelt war. Die klassische Archäologie ging für die erste Besiedlung in der Regel von einem ersten Zeitraum von 200 bis 400 n. Chr. aus. Eine frühere Besiedlung war bisher wegen der geringen Fruchtbarkeit des Bodens vielfach angezweifelt worden, da die Maya ihre Bewässerungssysteme erst später entwickelten.
Vor allem die Funde in Oxmul sind interessant: Hier entdeckten die Archäologen die Gebeine von 75 Menschen und zwischen ihnen Scherben mehrfarbiger Keramik von einem Typus, der in dieser Region bisher noch nie gefunden worden war. Díaz schließt aus den Funden auf eine Bevölkerung mit einer klaren sozialen Struktur und städtischer Organisation.
Blüte und Untergang
Die frühesten Funde zur Maya-Kultur datieren um die Zeit von 3000 v. Chr. In der Hochblüte ihrer Kultur, etwa ab 400 n. Chr., bauten sie die großen Städte, mit denen sie identifiziert werden, etwa Teotihuacán, Tikal und Palenque. In diesen Städten lebten aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere 10.000 Menschen. Sie bauten Gemüse und Getreide an und entwickelten Bewässerungssysteme für den geregelten Ackerbau. Um über Trockenperioden hinwegzukommen, legten sie Stauseen an.
Außerdem entwickelten die Maya in dieser sogenannten klassischen Zeit ihrer Kultur eine fortschrittliche Astronomie, einen einzigartigen Kalender und eine Schrift.
Im 9. und 10. Jahrhundert brach die Maya-Kultur zusammen, zahlreiche Städte wurden verlassen. Als Gründe nehmen Wissenschafter die aufgrund des Bevölkerungswachstums zunehmende Ausbeutung des Bodens durch Monokulturen an, aber auch anhaltende Dürreperioden und eine Eroberung der Maya-Gebiete durch die Tolteken werden als Erklärungen angeführt. Die nachklassische Zeit von etwa 900 bis zur Eroberung durch den spanischen Konquistador Hernán Cortés im Jahr 1511 brachte noch weitere Städte hervor, etwa Chichén Itzá und Uxmal, die allerdings die Kultur der Maya mit jener der Tolteken vermischt.
Die sieben jetzt entdeckten Städte gehören der mittleren und späten Präklassik an. Sie ist geprägt durch die Bildung einer Herrscherelite und erste Tempelbauten. Auch die beiden ersten Maya-Städte datieren aus dieser Periode: El Mirador und Nakbe liegen allerdings im heutigen Guatemala. Oxmul, Polok Ceh, Nichak, Cuzam, Chan Much, Tzakan und Chankiuik hingegen sind die ersten Städte aus dieser Zeit, die in Yucatán gefunden wurden.