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McMillen, unerwünschte Lesbe

Von Alexander U. Mathé

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Keine Maturafeier für Constance McMillen. Foto: ap

Weil sie nicht wollte, dass eine ihrer Schülerinnen mit ihrer Partnerin zum Abschlussball kommt, sagte eine Schule diesen kurzerhand ab. Die Affäre wurde zum Politikum.


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Constance McMillen ist 18 und über beide Ohren verliebt. Doch das passte ihrer Landwirtschaftsschule im US-Bundesstaat Mississippi gar nicht. Denn Constance hat ihr Herz einem Mädchen geschenkt und mit dem wollte sie im April auch glatt auf die Prom-Party gehen, also auf diese amerikanische Maturafeier, bei der die Mädchen meist in Ballkleidern und die Burschen gerne im Smoking aufmarschieren.

Doch für die Idee eines weiblichen Pärchens beim langsamen Walzer konnte sich die Schule nicht erwärmen. Als Constance dann auch noch im Smoking kommen wollte, zog es die Schule vor, die Feier gar nicht erst stattfinden zu lassen. Eine furchtbare Ankündigung für die Schüler, denn die Prom-Party kommt in den Top Ten der Feiern im Leben eines Amerikaners wahrscheinlich gleich nach der Hochzeit.

Ihre Schulkollegen entluden in der Folge ihren Zorn an McMillen. Doch schließlich kam die erlösende Meldung: Es würde doch gefeiert und da dürfe dann auch Constance hin. Beim Fest angekommen, fand sie allerdings nur weitere sechs Schüler vor, die allesamt als Außenseiter galten. Schule, Eltern und Schüler hätten ein grausames Ablenkungsmanöver ausgeheckt, erklärte McMillen später. Die eigentliche Veranstaltung habe - wie sie im Nachhinein erfuhr - in einem 50 Kilometer entfernten Ort stattgefunden und sei privat organisiert worden.

Um ihren Abschlussball geprellt, klagte das Mädchen in der Öffentlichkeit ihr Leid. Im Kampf für ihre Rechte wurde McMillen zum großen Thema quer durch alle Medien und landesweit bekannt. Die Amerikanische Bürgerrechtsunion ACLU strebte in ihrem Namen einen Prozess gegen die Schule an.

Auf einen Rechtsstreit wollte sich die Schule dann doch nicht einlassen und suchte die Angelegenheit außergerichtlich zu regeln. 35.000 Dollar hat sie Constance McMillen diese Woche gezahlt, zuzüglich ihrer Anwaltskosten. Dies habe sie zwar entschädigt, doch "meinen Abschlussball werde ich nie zurückbekommen", sagte McMillen. Konservative Kräfte wie der Amerikanische Familienverband AFA hingegen empfanden den Vergleich als eine "Kapitulation vor dem Bösen".

Als Teil des Ausgleichs verpflichtete sich die Schule dazu, ihre Schüler gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung zu schützen. Gleichzeitig verankerte allerdings der Anwalt der Lehranstalt in dem Vergleich ausdrücklich, dass die Schule nichts Rechtswidriges getan habe und eine Anti-Diskriminierungspolitik bereits betrieben werde.

Dass sich die Verhältnisse an der Schule künftig ändern werden, ist somit eher unwahrscheinlich, doch landesweit hat McMillen ein deutliches Zeichen für die Rechte Homosexueller gesetzt.