Bratislava - Vladimir Meciar spielt mit seiner als "linksnationalistisch" eingestuften Partei HZDS seit mehr als einem Jahrzehnt die dominierende Rolle in der Slowakei. Nicht nur, dass der Jurist und Ex-Amateurboxer von 1992 bis 1998, mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1994, Ministerpräsident war: Der im In- und Ausland wegen seiner autoritären Neigungen heftig Umstrittene gehört auch weiterhin zu den Politikern mit den höchsten Beliebtheitswerten. Seinen politischen Zenit dürfte der exzentrische Polit-Rabauke allerdings längst überschritten haben.
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Meciar sei mittlerweile zu einem "Durchschnittspolitiker herabgesunken" analysierte die slowakische Tageszeitung "Pravda" unlängst. Und zwar zu einem, "der nicht mehr weiß, was er tun soll": Die jüngsten Eskapaden Vladimir Meciars scheinen letzteres zu bestätigen. Den hochnotpeinlichen Fragen eines Fernsehjournalisten nach den Finanzierungsmodalitäten seines Villa-Umbaus begegnet Meciar mit Tätlichkeiten. Als er im Rahmen einer TV-Konfrontation im Nachrichtensender TA3 mit der gleichen Frage belästigt wird, verlässt der Exzentriker wutschnaubend das Studio. Der einstige Meisterstratege Meciar scheint die Kontrolle verloren zu haben.
Meciar polarisiert
Eine rationale Diskussion über das launische Polit-Wunder ist in der Slowakei bis heute praktisch unmöglich, zu schnell gewinnen Emotionen die Oberhand: Für die einen ist er der Staatsgründer und Hüter der wahren Interessen der Nation, für die anderen einfach ein rücksichtsloser Machtmensch. Die Wahrheit liegt schon deshalb nicht in der Mitte, weil es in der Slowakei nur die Möglichkeit gibt, entweder für oder gegen Vladimir Meciar zu sein.
Nach den Parlamentswahlen diese Woche sollte es mit der einstigen Dominanz Meciars aber endgültig vorbei sein. Er selbst hat bereits angekündigt, eine Existenz als "graue Maus" im Nationalrat anzustreben. "Der große Stratege hat seinen Abtritt verabsäumt, als er noch am Gipfel seiner Macht war", kommentiert "Pravda". Seine politischen Höhenflüge verdankte Meciar vor allem der Erkenntnis, dass Wahlen nicht in Bratislava, sondern auf dem Land gewonnen werden und dass die Wirtschafts-Nomenklatura mehr Einfluss hat als die "Intellektuellen" der Hauptstadt. Auch wusste er nationalistische Regungen im Zusammenhang mit der slowakischen Eigenstaatlichkeit perfekt für sich zu nutzen.
Doch diese Zeiten sind Geschichte. In der neuen Regierung, deren Zusammensetzung noch völlig offen ist, wird er wohl nicht in der ersten Reihe stehen. Vorstellbar wäre aber, dass Meciar im Hintergrund weiterhin einigen Einfluss ausüben wird.