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Med-Austron-Professuren hängen noch in der Luft

Von Eva Stanzl

Wissen
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Mit Elementarteilchen, die im Beschleuniger von Med Austron erzeugt werden, soll Krebs bekämpft werden.
© medaustron

Noch keine Verträge zur Finanzierung durch Niederösterreich unterzeichnet.


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Wien. "Forschung. Hoffnung. Heilung": Mit diesem Slogan wirbt das Krebstherapiezentrum Med Austron auf seiner Homepage. In dem Zentrum, das derzeit in Wiener Neustadt gebaut wird, sollen ab 2015 jährlich 1400 Gehirntumor-Patienten behandelt werden und Mediziner und Physiker wissenschaftliche Projekte durchführen.

Schon jetzt scheinen manche Beteiligte jedoch von komplexen Nutzungsvereinbarungen ermattet. "Wir haben diese Konstruktion jedenfalls nicht erfunden", sagt der Rektor der Medizinuniversität Wien, Wolfgang Schütz. Er bezieht sich auf vier Universitätsprofessoren, die nach dem klinischen Tagesbetrieb die verbliebenen Kapazitäten des Wiener Neustädter Teilchenbeschleunigers zu Forschungszwecken nutzen sollen. Die Maschine, deren Bau 200 Millionen Euro kostet, soll rund um die Uhr ausgelastet sein, meinen der Bund als Minderheitseigentümer - und das Land Niederösterreich als Mehrheitseigentümer offiziell auch.

Zwei Professuren, eine für "Medizinische Strahlenphysik und Ionentherapie" und eine für "Beschleunigerphysik", sind an der Technischen Universität (TU) Wien geplant. Zwei weitere, "Medizinische Strahlenphysik und Onkotechnologie" und "Angewandte Strahlenbiologie", sind an der Medizinuni vorgesehen. Jene beiden Professuren für Grundlagenforschung werden vom Bund finanziert. Jene beiden für klinische Forschung will das Land Niederösterreich stiften.

Doch im Unterschied zum Bund hat das Land noch keine schriftlichen Finanzierungszusagen gemacht. Einzig gegenüber der TU Wien hat es inhaltliche Absichten in einem Memorandum of Understanding verschriftlicht.

"Fachlich könnten wir sofort auch alleine beginnen", sagt TU-Rektorin Sabine Seidler, die mit dem ersten Bewerber aus einem Dreiervorschlag verhandelt: "Aber wenn wir das tun, hat unser Professor keinen Partner in Wiener Neustadt. Die Professur würde unter anderen Voraussetzungen stattfinden als ausgeschrieben und in der Luft hängen, denn bei uns wurde der Bereich eigens für Med Austron geschaffen."

"Kein Termin"

Meduni-Wien-Rektor Schütz hält dagegen nicht einmal ein Memorandum of Understanding in Händen. "Es ist auf Beamtenseite akkordiert, aber wir bekommen keinen Termin vom Land, um es zu unterzeichnen. Wenn Niederösterreich keine Professur stiftet, wird unser Professor wohl shuttlen müssen", sagt er. Das Land gab sich auf Anfrage der "Wiener Zeitung" bedeckt. "Wir werden unterzeichnen, es gab noch keine Zeit", sagte der zuständige Mitarbeiter und verwies auf die Errichtungs- und Betriebsgesellschaft (EBG) Med Austron, eine 100-prozentige Niederösterreich-Tochter.

Hier erklärte Geschäftsführer Thomas Friedrich: "Bund und Land teilten sich die Finanzierung der Stellen. Unabhängig von monetären Aspekten gilt es aber, alle Professoren durch die Universitäten zu berufen. Wann die Bestellung abgeschlossen sein wird, liegt nicht in unserem Einflussbereich."

Die Zeit drängt. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle hat eine Vereinbarung mit dem Kernforschungszentrum Cern in Genf unterzeichnet, wonach die Cern-Mitgliedsstaaten den Beschleuniger Med Austron so bald wie möglich stärker nutzen sollen. Bis dahin sollten zumindest die internen Verträge unterfertigt sein.