Aliyev übernimmt restliche Anteile nicht, Stadt Wien steigt auch aus.
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Wien. Die VBM Beteiligungsmanagement GmbH verzichtet darauf, die restlichen Anteile am Wiener Media Quarter Marx 3 (MQM 3) zu übernehmen. Das Unternehmen ließ die bis Ende 2013 eingeräumte Option verstreichen. Das berichtete der Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur, Gerhard Hirczi, am Dienstag. Das bedeutet, dass nun auch die Stadt Wien aus dem Projekt aussteigt und gemeinsam mit der VBM die Verwertung der Immobilie vorantreibt. "Es gibt jetzt zwei Eigentümer - die VBM mit 60 Prozent, die Stadt mit 40 Prozent - und die beiden verkaufen jetzt gemeinsam 100 Prozent", führte Hirczi in einem Gespräch mit der "Wiener Zeitung" aus.
Zur Erklärung: Die VBM ist in Sachen MQM 3 der private Partner der Stadt. Über eine Holding (die A. V. Maximus Holding AG, Anm.) ist daran auch die Frau des ehemaligen kasachischen Botschafters in Österreich, Rakhat Aliyev, beteiligt. Dies und der Umstand, dass die genauen Eigentumsverhältnisse zunächst nicht bekannt waren, hatten dem Media Quarter viel Kritik beschert - die "Wiener Zeitung" hat berichtet.
Das MQM 3 gilt als zentraler Teil des Medienclusters am Gelände des ehemaligen Schlachthofs in St. Marx - wobei das Areal inzwischen "Neu Marx" genannt wird. Das Projekt galt von Beginn an als Stadtentwicklungsprojekt, das am Ende verkauft werden sollte.
"Wir wurden am 31. Dezember mündlich darüber informiert, dass die Option vonseiten der VBM nicht gezogen wurde", sagte Hirczi. Die schriftliche Absage soll in den nächsten Tagen eintreffen. Dem MQM-Mehrheitseigentümer VBM war bereits 2010 das Vorkaufsrecht eingeräumt worden. Die Firma hätte jene 40 Prozent, die derzeit die städtische Technologieagentur ZiT (eine Tochter der Wiener Wirtschaftsagentur) hält, übernehmen können. Das "Abtretungsentgelt" war mit 5,21 Millionen Euro vereinbart worden, wobei der Betrag nach dem Verbraucherpreisindex wertgesichert war. Die Wiener ÖVP hatte in diesem Zusammenhang von "verscherbeln" gesprochen. "Man darf hier nicht übersehen, dass das gesamte Auslastungs- und Gewährleistungsrisiko sowie auch die Kosten, die im Zusammenhang mit der Verwertung standen, damals auch an die VBM übergegangen sind. Maximales Risiko und maximaler Ertrag - das beißt sich meiner Meinung nach", meinte Hirczi einmal mehr zu diesem Thema.
"Preis nicht das Wichtigste"
Dass mit dem Ausstieg von Aliyev nun auch mehr Ertrag möglich ist - schließlich müssen potenzielle Käufer kein Auslastungsrisiko mehr tragen -, will Hirczi aber weder bestätigen noch dementieren. "Ich kann weder zu den Erwartungen noch zum Zeithorizont etwas sagen, weil alles das den Verkaufsprozess stören könnte", meinte der Wirtschaftsagentur-Chef. Demzufolge will Hirczi auch nichts über mögliche Interessenten sagen, auch wenn bei der Größenordnung wohl nur Banken oder große Versicherungen infrage kommen werden. Nur so viel, dass eine höchstmögliche Rendite zwar ein wichtiges Kriterium für den Verkauf sei, aber nicht das vorrangigste. "Der Kaufpreis ist natürliche eine wichtige Determinante - sowohl für den privaten als auch für den öffentlichen Partner, keine Frage. Denn jeder Cent, der hereinkommt, ist ein gewonnener. Es ist aber nicht unser primärer Treiber", betonte Hirczi. Man sei schließlich angetreten, ein Impulsprojekt für die Stadtentwicklung zu realisieren - "und nicht, um 10 oder 15 Prozent Rendite zu machen".
Man werde daher nicht in eine Verkaufssituation gehen, die nicht zur Idee des Projektes passt. "Denn ich nehme an, die Mieter im Media Quarter werden daran interessiert sein, dass es dort in 15 Jahren noch immer so ausschaut, wie es jetzt ist. Und das ist das Standortinteresse, das wir hier vorrangig vertreten." Schließlich handle es sich nicht um eine Allerweltsimmobilie, sondern mit den vielen Studios und Medienbetrieben um einen sehr speziellen Standort.
Können wählerisch sein
Der nächste Schritt ist laut Hirczi ein Gespräch mit der VBM. Schließlich sei sie es gewesen, die sich in der Vergangenheit um die Verwertung des Media Quarters gekümmert hat. "Wir werden uns anhören, wie die vergangenen zwei Jahre punkto Verwertungsprozess gelaufen sind, werden das gemeinsam aufarbeiten und dann einen Prozess skizzieren, wie man die nächsten Schritte setzt", so Hirczi. Laut dem Partner sei auf jeden Fall noch kein passender Käufer gefunden worden - vor allem in Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung des Standortes, versicherte Hirczi.
Allerdings dürfte das kein Problem sein. Die Projektbetreiber können nämlich inzwischen wählerisch sein. War bei der Gründung 2007 noch völlig offen, wie sich das Projekt entwickelt, so sind mittlerweile im MQM 3 bereits 90 Prozent der Flächen vermietet. Insgesamt sind derzeit 90 Unternehmen mit rund 1000 Beschäftigten dort untergebracht - auch die "Wiener Zeitung".
Hirczi zufolge soll der Verkauf "transparent und nachvollziehbar" ablaufen. Man habe zwar eine "gewisse Expertise" bei Verwertungsprozessen, werde diesen aber auch von einer großen Rechtsanwaltskanzlei begleiten lassen.
Wissen: MQM 3
Im MQM 3 befinden sich mittlerweile 90 Unternehmen - unter ihnen CCC Film GmbH, Die Stadtwerkstatt GmbH, Echo Medienhaus GmbH, ER Media Group, Fachhochschule des bfi Wien GmbH, FilmEssenz e.U., FJUM - Forum Journalismus und Medien Wien, Marx Media Vienna GmbH, Marx Restauration GmbH, Media Factory Berlin,
Medienservicestelle Neue ÖsterreicherInnen, On-Media TV- und Filmproduktion GmbH, POP UP TV und Film Produktion GmbH,
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