)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Welche internen Prozesse dazu geführt haben, dass am Wochenende in gleich drei heimischen Medien ein über große Teile wortgleiches Interview mit einem TV-Moderator erschien, der mit einem Ermittlungsverfahren wegen häuslicher Gewalt konfrontiert ist, ist unklar. Und das wird es wohl auch bleiben. Doch es hilft, sich die Sache aus Sicht des Medienkonsumenten anzusehen. Es entsteht durch das Publizieren dieser juristisch sorgsam formulierten Angriffe auf die Ex-Partnerin ganz zwangsläufig der Eindruck, dass hier eine Entlastungsoffensive im Gange sein muss, die die Glaubwürdigkeit der Gegnerin untergraben soll. So weit, so verständlich - aus Sicht des Beschuldigten. Was jedoch die betroffenen Medien dazu bringt, sich auf so eine Sache einzulassen, ist fraglich. Da werden im Interview Fragen gestellt, die schon in sich suggerieren, dass es sich bei der Frau um eine Verrückte mit zweifelhaftem Ruf handelt, die einfach eine Trennung nicht verkraftet hat. Ist das im Jahr 2018 ernsthaft der korrekte Umgang mit einer Frau, die Gewaltdelikte angezeigt hat? Dass hier bei der einfachen Leserin geradezu der Eindruck entstehen muss, dass sich die Journalistenschaft über Verlagsgrenzen hinweg verabredet hat, um einen der ihren rauszuboxen, wirft ein wirklich schäbiges Licht auf den ganzen Berufsstand, der ohnehin einen miesen Ruf hat. Etwas Gutes hat sich mit der Aktion jedenfalls keiner getan. Man sollte die Sache lieber belassen, wo sie hingehört: in die Justiz, nicht in die Medien.