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Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl hat nun auch "Old Europe" in ihren Bann gezogen. George W. Bush ist omnipräsent, die Scheinwerfer der Welt sind auf ihn gerichtet.
Wo sich die Medien über den Herausforderer Kerry zugeknöpft geben, garantiert Bushs Politik und sein Werdegang vom Alkoholiker zum wiedergeborenen Christen eine hohe Einschaltquote. Ganz zu schweigen von der seltenen Art des Glamour, der dem Bush-Clan, der politisch wohl mächtigsten Familie von Amerika, anhaftet.
Nun ist der Glaube für Bush junior ein zentrales Thema im Wahlkampf und er selbst tief religiös. Ein Aspekt, der Dienstagabend im Themenabend "Kreuzzug gegen das Böse" auf arte hinterfragt wurde. Religiöser Fundamentalismus war auch Thema im ORF in der "kreuz&quer"-Doku "Gott auf unserer Seite". Konkret ging es um die evangelikalen Christen, eine große Wählergruppe, die 40 Prozent der US-Bürger stellt. Ihr Kreuz am 2. November gilt als Schlüssel ins Weiße Haus.
Letztlich hat mich das erzkonservative Menschenbild der Evangelikalen aufgewühlt. Auch empfinde ich den kalkulierten, aber scheinbar echten Glauben des George Bush als beunruhigend, ebenso wie die Weltsicht jener, die seit 9/11 eine scharfe Trennlinie zwischen Gut und Böse ziehen. Beklemmung hat aber auch die Machart der Dokus ausgelöst, die auf gar nüchterne Bestandsaufnahme setzten und kritische Stimmen sorgsam aussparten.