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Medien als Premiumprodukt

Von Bernhard Baumgartner

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Es vergeht kaum ein Tag, an dem der Wandel in der Medienwelt nicht eine Meldung darstellt. Da stellt sich heraus, dass der Kauf der "Washington Post" durch den Amazon-Milliardär Jeff Bezos wohl auch ein simpler Immobilien-Deal war. Für 250 Millionen Dollar kaufte er das Blatt. Alleine der Verkauf des prestigeträchtigen Firmensitzes der Zeitung unweit des Weißen Haues bringt ihm nun wieder 159 Millionen Dollar wieder hinein. Das Traditionsblatt, das einst Watergate aufdeckte, ist sozusagen die Zuwaage für einen Immo-Deal. Doch auch die Meldung "Der ,Playboy‘ wird 60" bietet wenig Grund zu feiern: Das Unternehmen um das Magazin macht heute noch Umsätze - allerdings vorwiegend aus den Markenrechten. Die Print-Inhalte haben sich ja ohnehin abgeschafft, seitdem härteres Material nur einen Mausklick entfernt ist. Auch die Verlagsgruppe Burda macht mehr als die Hälfte des Umsatzes im Netz. Kluge Investments in starke Internetportale, die mit Journalismus nichts zu tun haben, sicherten dem Konzern das Geld, das die Werbung und der Leser nicht mehr freiwillig hergeben. Dass Konkurrent Springer seine weniger starken Print-Marken abstieß, um sich künftig dem digitalen Geschäft zu widmen, ist da nur folgerichtig.

Was bleibt auf lange Sicht übrig? Die Medien-Marke als Qualitätssiegel für Geschäfte aller Art. Und Premium-Medien als Feinkostladen, für alle, die sich "Content" nicht am digitalen Ramschtisch erwühlen wollen, wo sich die Anbieter gegenseitig unterbieten - sondern Wert auf Qualität legen. Edel-Espresso statt Filter-Brühe. Muss das negativ sein?