Die deutsche Medienlandschaft steht vor einer Umwälzung. Der Zeitungsverlag Axel Springer AG wird nach Mitteilung vom gestrigen Freitag in Berlin die Münchner Kommerzfernsehgruppe ProSiebenSat.1 Media AG kaufen.
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Springer will noch größer werden. Europas größter Zeitungsverlag, Herausgeber von "Bild" und "Die Welt", übernimmt die Mehrheit bei den TV-Sendern Pro Sieben, Sat.1, Kabel 1 und dem Nachrichtenkanal N24.
Laut Vereinbarung mit deren gegenwärtigen Mehrheitseigentümern um den US-Investor Haim Saban will Springer für deren Paket knapp 2,5 Mrd. Euro zahlen. Dafür wird der Hamburger Presseverlag 50,5% der Anteile an ProSieben Sat1 erwerben. Mit der bisherigen Springer-Beteiligung ergibt das eine Mehrheit von 62,5% des Kapitals. Das sind zugleich 100% der Stimmrechte. Springer will seinen Zeitungsverlag später mit der größten Kommerzsender-Familie verschmelzen lassen. Die Kartellbehörden und die deutsche Medienaufsicht werden allerdings noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben. Diese hatten immerhin 2001 die Übernahme der RTL-Gruppe durch Bertelsmann genehmigt.
http://www.wienerzeitung.at/bilder/artikel/springer.gif Damit haben mehrmonatige Gespräche mit dem US-Investor Saban zum Ziel geführt. Springer-Chef Mathias Döpfner ist zufrieden. "Es ist die richtige Transaktion zur richtigen Zeit. Pro SiebenSat.1 ist eine Investition, die sich rechnet". Der Hamburger Verlags-Chef erfüllt mit der Vereinbarung den Traum des einstigen Verlagsgründers Axel Springer, den Zeitungsverlag auf den Fernsehmarkt auszuweiten. Da Springer den Kaufpreis weitgehend bar bezahlt, wird Sabans Gruppe laut der Vereinbarung nur einen Aktienanteil von 2,41% an Springer erhalten.
Hoher Gewinn für US-Investor Saban
Saban hat in den zwei Jahren seit seinem Einstieg bei Pro7 ein nettes Sümmchen Geld verdient. Nach der Pleite des Medienmoguls Leo Kirch hatte Saban für die meisten Aktien der Sendergruppe 7,50 Euro bezahlt. Nun wird er vom Springer-Konzern knapp das Dreifache erhalten - 23,37 Euro pro Aktie. Saban soll Vorsitzender des TV-Beirates bei Springer werden.
Die Vorzugsaktionäre, deren Anteile reine Geldanlage sind und keinen Einfluss auf die Unternehmenspolitik ermöglichen, kommen bei einem Verkauf nicht so gut davon. Das Übernahmeangebot soll sich an einem über drei Monate ermittelten Durchschnittswert des Aktienkurses orientieren. Der bislang errechnete Preis von 14,10 Euro liegt allerdings unter dem Schlusskurs der ProSieben Sat.1-Aktie vom Donnerstag von 14,80 Euro.
Insgesamt dürfte die Übernahme Springer über 4 Mrd. Euro kosten. Das Hamburger Unternehmen will das Geschäft bis Ende des Jahres abschliessen.
Der Springer-Konzern dürfte nach Abschluss des Geschäfts einen Umsatz von 4,2 Mrd. Euro aufweisen. Er stiege damit zu Deutschlands zweitgrösstem Medienkonzern nach Bertelsmann aufsteigen. Die Mehrheit hält weiterhin die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer.