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Medikament aus Österreich gegen Covid-19 zeigt erste Wirkung

Wissen

Hoffnungsträger im Kampf gegen Sars-CoV-2-Pandemie ist der Rezeptor ACE2: Fallstudie bestätigt Wirkung von Medikamentenkandidaten.


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Wien. Ein Medikament, das den den Eintritt des Virus Sars-CoV-2 in die Zellen verhindert, scheint zu wirken. Laut einer im Fachmagazin "The Lancet Respiratory Medicine" publizierten Fallstudie soll es zumindest bei einer Patientin mit schwerer Covid-19-Erkrankung geholfen haben.

Die Behandlung mit dem Medikamentenkandidaten APN01 "ging mit einer signifikanten klinischen Verbesserung einher", berichten das Institut für Molekulare Biotechnologie (Imba) und die Firma Apeiron Biologics in Wien in einer Aussendung. APN01 wurde von einem Team um den österreichischen Genetiker und ehemaligen Imba-Chef Josef Penninger entwickelt.

Der Rezeptor ACE2 (Angiotensin Converting Enzyme) ist ein Eiweiß an den Oberflächen von Zellen. Er kann Signale von außen empfangen und diese ins Zellinnere schleusen. ACE-2 schützt vor Lungenversagen, öffnet aber zugleich dem Coronavirus das Tor ins Zellinnere. Der Erreger dockt an den Rezeptor an und tritt zusammen mit ihm ein. Der Medikamentenkandidat APN01 (rekombinantes lösliches ACE2) ist ein biotechnologisch hergestelltes Protein, das genau so aussieht wie der Rezeptor, aber das Tor nicht öffnet.

Die Fallstudie zeigt, dass der Erreger Sars-CoV-2 durch Gabe von APN01 gezielt blockiert werden konnte. Die Grundlage hinter dem Wirkungsmechanismus wurde 2005 am Imba erschlossen. Der Rezeptor ACE2 wurde damals von Josef Penninger und Kollegen als die essenzielle in vivo Eintrittspforte eines Coronavirus beschrieben, das 2003 einen globalen Ausbruch der Lungenkrankheit Sars verursacht hatte. Sars ging mit einem weitaus schwereren Verlauf einher als Sars-CoV-2, ist später wieder verschwunden.

Das neue Coronavirus verwendet denselben Mechanismus, um die Zellen zu infizieren. Die typischen Spike-Strukturen - die charakteristischen, zackenförmigen Oberflächenproteine der Virenpartikel - docken sogar noch stärker an die ACE2-Rezeptoren an.

Herz, Lunge, Niere

Neben dem Schutz der Lunge hat ACE2 eine zweite lebenswichtige Funktion. Es reguliert den Blutdruck und schützt das Herz und die Blutgefäße vor schweren Erkrankungsverläufen. Die Andockstellen befinden sich daher nicht nur in der Lunge, sondern auch im Herzen, in den Blutgefäßen, im Darm und den Nieren. Diese Tatsache könnte schwere Krankheitsverläufe von Covid-19 durch Organversagen und Sepsis erklären. "ACE2 steht im Zentrum der Forschung und Arzneimittelentwicklung von Covid-19. Wir haben erste Daten zur ACE2-Therapie vorgelegt", betont Alexander Zoufaly, der Erstautor der Publikation. "Die Ergebnisse dieser Patientenfallstudie sind ermutigend und unterstützen die Begründung, APN01 als Therapie zur Behandlung von Covid-19 in klinischen Phase-II-Studien weiter zu erforschen." Die Autoren weisen allerdings darauf hin, dass es "spekulativ" bleibe, ob der Rückgang der Viruslast den Effekt der Behandlung mit APN01 oder den natürlichen Verlauf der Krankheit reflektiert.(est)