Die Kluft zwischen der Prognose von 45 Millionen Euro Defizit und dem Überschuss von 280 Millionen scheint auf den ersten Blick sehr aufklärungswürdig. Man könnte annehmen, im Hauptverband sitzen Menschen, die nicht rechnen können oder aber, die bewusst schwarzmalen.
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Tatsächlich ist diese Differenz sehr rasch erklärt. Die Sozialversicherung (SV) hat Einnahmen von 14 Milliarden Euro. 3,5 Milliarden Euro davon zahlt sie als Honorare an Ärzte, 2,9 Milliarden für Arzneimittel und 4 Milliarden an Spitäler.
Bei Einnahmen der SV von 14 Milliarden nimmt sich die Kluft von 325 Millionen zwischen Erwartung und Ergebnis weniger groß aus als sie scheint. Mehrere Faktoren (BIP-Wachstum, Lohnentwicklung) führen zu dieser Diskrepanz. Der wichtigste Faktor für die positive Budgetentwicklung der Kassen sind die Medikamente, deren Ausgabensteigerung nur 1,4 Prozent betragen hat. In den Jahren zuvor lagen die Steigerungen bei 6, aber auch schon bei 12 Prozent.
Zur positiven Entwicklung bei den Medikamenten hat eine Richtlinie zwischen Hauptverband und Ärztekammer beigetragen, die eine ökonomische Verschreibweise (das günstigste Medikament mit demselben Wirkstoff) vorsieht. Das hat gewirkt. Außerdem ist auch die Menge zurückgegangen. Jetzt liegen nicht mehr so viele Pillen unangetastet im Schrank. Und auch Pharmawirtschaft und Apotheken tragen ihren Teil bei, indem sie Rabatte gewähren. Außerdem hat die Senkung der Mehrwertsteuer auf 10 Prozent Früchte getragen.
Dass die Prognose für die Zukunft wieder ins Minus zeigt, liegt daran, dass mit geringeren Lohnabschlüssen gerechnet wird, dass die Preise ansteigen und an der demographischen Entwicklung. Der Anteil der Über-60-Jährigen nimmt zu, weshalb auch mit vermehrten Ausgaben zu rechnen ist. Das bedeutet, dass der derzeitige finanzielle Spielraum wieder geringer wird.
Entwarnung kann daher nicht gegeben werden, vielmehr muss jetzt die Gunst der Stunde genützt werden, um einerseits die Kassenkonsolidierung fortzusetzen, andererseits aber um die Spitalsreform endlich zu beginnen.
Siehe auch:Sanierung der Kassen vor neuen Leistungen