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Wiener Neustadt. Viele Arzneimittel benötigen als Rohstoff menschliches Blutplasma. Die in diesem Blutbestandteil enthaltenen Immunglobuline etwa helfen, Menschen mit Immundefekten zu behandeln. Auch die genetisch bedingte Bluterkrankheit (Hämophilie), bei der ein wichtiges Protein zur Blutgerinnung fehlt, ist mit Blutplasma beherrschbar. Plasma kommt auch im sogenannten Fibrinkleber zum Einsatz, der vor allem in der Mikrochirurgie zum Verbinden von Nervengewebe und Gefäßen verwendet wird. Auch der Tetanus-, Grippe- oder FSME-Impfstoff hat Blutplasma als Inhaltsstoff. Da eine Herstellung im Labor noch nicht möglich ist, sind vor allem Menschen mit seltenen Krankheiten auf ihre Mitmenschen angewiesen.
20 Spenden für eine Dosis
Rund 180.000 Betroffene sind es in Österreich, deren Leben von Produkten aus Plasmaspenden abhängt. Karin Modl (52) ist eine davon. Die Niederösterreicherin litt seit ihrer Kindheit an schweren Infektionen. Erst mit 38 Jahren nach unzähligen Antibiotika- und Cortisongaben sowie zwei Chemotherapien wegen eines angeblichen Lymphoms und einer Zuweisung zum Psychiater wurde bei ihr der angeborene Immundefekt erkannt. Mit zwei Gaben Immunglobulin-Antikörpern pro Woche führt sie seither ein normales Leben, wie sie sagt. Für eine einzige Dosis des Mittels werden bis zu 20 Plasmaspenden benötigt.
Aus Anlass der laufenden "Ersten Internationalen Woche der Plasmaspende" betont Modl, Leiterin der Selbsthilfegruppe Öspid und Präsidentin des Dachverbands für seltenen Krankheiten - "pro rare austria", die Wichtigkeit, ein entsprechendes Screening des Immunstatus in den Mutter-Kind-Pass aufzunehmen, um frühzeitig mögliche Gendefekte erkennen zu können.
Aufwendig, aber sicher
Ein Rundgang im Plasmazentrum des Pharmaproduzenten Baxter in Wiener Neustadt zeigt, dass Plasmaspenden "ein aufwendiger, aber sicherer Vorgang ist", wie Pressesprecher Michael Heinrich betont. In den 1980er Jahren hatte es durch mit Plasmaprodukten hervorgerufene HIV-Infektionen vor allem bei Hämophilen und durch Hepatitis-C-Infektionen eine Tragödie gegeben, die auch die Spender betroffen hatte. Jedoch gab es damals noch keine Tests auf diese Virusinfektionen. Die modernen Gewinnungs- und Herstellungsmethoden garantieren heutzutage höchste Sicherheit für Spender und Patienten.
Plasma spenden kann jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 60 Jahren - bis zu 50 Mal pro Jahr, wobei der Gesundheitszustand vom medizinischen Personal regelmäßig überprüft wird. Nach einer Zeit von 48 Stunden ist der Ausgangszustand des körpereigenen Blutes wieder hergestellt. Der Spendeprozess selbst dauert etwa eine Stunde.