Der fehlende Pensions- und Krankenversicherungsschutz während der Zeit der Famulatur, einem verpflichtenden praktischen Teil des Medizin-Studiums, hat nun in Innsbruck dazu geführt, dass die jungen auszubildenden Ärzte nicht nur nichts für ihre Tätigkeit in den Krankenhäusern bezahlt bekommen, sondern dafür auch noch bezahlen müssen. In Kärnten wiederum werden wegen dieser offenen Frage keine Famulanten mehr aufgenommen. In Wien feilt man an einer Lösung.
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"Es ist undenkbar, dass Studierende für die Famulatur, für die sie nicht entlohnt werden, auch noch bezahlen", betonte Martin Andreas von der Hochschülerschaft (ÖH) an der Medizin-Uni Wien gegenüber der "Wiener Zeitung".
Selbst im Bildungsministerium hat man bis vor zwei Wochen noch nichts von der Gesetzeslücke gewusst. Die ÖH in Wien hat es wiederum von den Kollegen in Graz erfahren und die nur deshalb, weil in Kärnten keine Famulanten mehr genommen wurden. Doch diese unbezahlte Praxis ist ein verpflichtender Teil des Medizinstudiums. Unter dem alten Studienplan müssen Studierende 16 Wochen Arbeit in Krankenhäusern absolvieren, unter dem neuen sogar 24.
Der Stein dürfte durch ein Urteil im Zusammenhang mit einer Famulatur ins Rollen gebracht worden sein. Das Problem ist, dass Studierende während dieser Arbeit derzeit gesetzlich weder kranken- noch pensionsversichert sind. Über die ÖH sind lediglich die Unfall- und Haftpflichtversicherung abgedeckt.
Nachdem dieser Umstand entdeckt wurde, stellen die Krankenkassen jetzt Rechnungen an die Krankenanstalten — auch bis zu fünf Jahre rückwirkend. Wer die rund 180 Euro monatlich zahlen soll, ist jedoch unklar. In Innsbruck wurden angeblich die Studierenden zur Kasse gebeten. In Wien hatte der Krankenanstaltenverband, laut der ÖH, überlegt, eine Empfehlung herauszugeben, keine Famulanten mehr aufzunehmen.
Für Andreas ist klar, dass die Famulanten auch für den Krankenanstaltenverband sehr wichtig sind, da sie sehr viel Arbeit in den Spitälern übernehmen. Im Gespräch mit der Leitung der Medizin-Universität in Wien habe diese zugestimmt, "möglichst rasch Schritte zu setzen, um die Famulatur zu sichern". Des weiteren müsse eine österreichweite Lösung für das Problem gefunden werden, fordert Andreas. Über den Sommer seien die Famulatur-Stellen in Wien gesichert. In der Zwischenzeit laufen die Verhandlungen über die fehlenden Gelder auf Hochtouren.
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