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Lostag 7. Juli: Nach Ansturm von 2005 neuer Aufnahmetest. | Mehr Mittel und qualifizierte Personen für die Forschung. | Wien. Die Medizin-Universität Wien (MUW), seit 2004 eigenständig, will ihre Forschungsarbeit steigern und dabei Schwerpunkte setzen. Die Drop-out-Zahlen sollen durch Vorselektion verringert und jungen Medizinern rasch berufliche Perspektiven eröffnet werden. Nach dem Ansturm des letzten Jahres werden heuer von 3429 Angemeldeten beim für 7. Juli angesetzten Aufnahmetest nach Schweizer Modell nur 740 einen Studienplatz ergattern können. Am gleichen Tag rittern an der Innsbrucker Medizin-Uni 2182 Anwärter um 400 Plätze.
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Die Wiener und Innsbrucker Ergebnisse werden gemeinsam ausgewertet, wer den Test gut bestanden hat, aber an seiner Wunsch-Uni einen Platz knapp verfehlt hat, kann eventuell noch am jeweils anderen Ort zum Zug kommen. Ebenfalls am 7. Juli erwartet Graz die Bewerber für 140 Studienplätze zur persönlichen Anmeldung, etwa 1500 sind bisher vorerfasst. Bei der Vergabe ist bekanntlich eine Quote aufgrund des Maturazeugnisses vorgesehen (75 Prozent für Österreich, Südtirol, Liechtenstein und Luxemburg, 20 Prozent für übrige EU-Länder, 5 Prozent für Nicht-EU-Länder).
Gemäß dem Bologna-Prozess wird auch in der Medizin für die höchstqualifizierten Absolventen der Titel "PhD" (Doctor of Philosophy)- nach drei Jahren Zusatzstudium - üblich. Die MUW stellte dazu ein neues Karrieremodell vor. Jungärzte (mit dem bisher und weiter gebräuchlichen Titel "Doktor der gesamten Heilkunde") sollen einen befristeten Erstvertrag für maximal sieben Jahre bekommen. Zu einem möglichst frühen Zeitpunkt soll geklärt werden, wer für eine wissenschaftliche Laufbahn geeignet ist.,
Nach zwei bis drei Jahren kann dann mit dem Arbeitgeber eine Qualifizierungsvereinbarung getroffen werden (in der Regel zur Erlangung eines PhD) und der Arbeitsvertrag auf maximal neun Jahre verlängert werden. Dann ist die Übernahme in ein unbefristetes Dienstverhältnis möglich. MUW-Rektor Wolfgang Schütz räumte ein, man werde wohl auch weiter Leute ohne Qualifikationsvereinbarung als "System-erhalter" beschäftigen.
Das PhD-Programm steht auch im Zusammenhang mit der Förderung der wissenschaftlichen Schwerpunkte der MUW, bei denen sich die Jungmediziner beteiligen und auszeichnen sollen: Allergologie, Immunologie, Infektiologie, Krebsforschung, Onkologie, Neurowissenschaften, Vaskuläre Medizin, Grundlagenforschung und Diagnostik. Interdisziplinarität und Internationalität sind ein großes Anliegen.
Drittmittel "ausbaufähig "
Man hat auch quantitative Ziele: Steigerung der Zahl der wissenschaftlichen Publikationen sowie der Einnahmen aus Forschungsförderung und -aufträgen. Der Drittmittelanteil, derzeit bei etwa 20 Prozent des Forschungsbudgets, sei "noch ausbaufähig", betonte Schütz, andere europäische Medizin-Unis hätten bis zu 40 Prozent.
Im Rahmen der Leistungsvereinbarungen, die gerade mit dem Wissenschaftsministerium ausgehandelt werden, erhofft die MUW eine Steigerung der Budgetmittel vom Bund - zuletzt 237 Millionen Euro pro Jahr - um 15 bis 20 Prozent. Die Vorsitzende des MUW-Uni-Rats, Theresa Jordis, hält auch die Erträge aus den Studiengebühren (fünf bis sechs Millionen pro Jahr) für wichtig, vor allem aber Gelder aus der Forschungsförderung sowie aus Aufträgen, Sponsoring und Spenden (2005: rund 60 Millionen Euro). Sie wünscht sich mehr Erbschaften zu Gunsten der Forschung. Begehrt sind EU-Forschungsmittel: Als Anreiz kriegen Projektleiter für die Ausarbeitung eines Antrags 15.000 Euro, Projektmitarbeiter 2.500 Euro.
Im "fortgeschrittenen Anfangsstadium" sieht Jordis Gespräche mit der Gemeinde Wien zur Schaffung einer gemeinsamen Betriebsführungsgesellschaft für das Wiener AKH. Dass alle AKH-Ärzte im Sold der MUW stehen (in anderen Universitätsstädten gibt es auch bei der jeweiligen Gemeinde angestellte Spitalsärzte), während alle angeschafften Geräte trotz Kostenbeteiligung der MUW automatisch zum Eigentum der Gemeinde Wien werden, sind offene Probleme.
Auch die internationalen Aktivitäten will die MUW ausbauen. Stolz ist sie auf ein gemeinsam mit ihrem Partner Vamed errichtetes Spitalsprojekt in Kuala Lumpur (Malaysia). Das Prince Court Medical Center verfügt neben modernster Medizintechnik auf 96.000 Quadratmeter Fläche über rund 300 Betten, zwölf Operationseinheiten und 35 Intensivbetten.