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Alpbach. Eine kostenlose Gesundheitshotline wird 2016 testweise in einigen Bundesländern an den Start gehen. Darauf haben sich Sozialversicherung, Bund und Länder im Zuge der Gesundheitsreform geeinigt. Das Service soll allen Bürgern rund um die Uhr für medizinische Erstberatung zur Verfügung stehen, um das Gesundheitswesen zu entlasten, hieß es bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen. Viele Patienten würden die falschen Kliniken oder Arztpraxen aufsuchen, weil sie ihre Symptome falsch einschätzen, meint Manfred Brunner, Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse. Eine Gesundheitshotline könnte Ärzten und Patienten viel Zeit ersparen.
Telemedizin ohne Ärzte
Die Anrufe sollen von speziell geschultem, medizinischem Fachpersonal entgegengenommen werden. Klinische Erfahrung ist ebenso wichtig wie kommunikative Fähigkeiten, denn neben sachlicher Beratung sei auch psychologische Betreuung gefragt: "Auch Händchenhalten am Telefon gehört zur Telemedizin. In der Schweiz konnten wir dadurch schon einige Suizide verhindern", meint Andrea Vincenzo Braga, Geschäftsführer einer Schweizer telemedizinischen Beratungsfirma, die als Vorzeigebeispiel gilt. Er rät, einen Fehler nicht zu wiederholen: Ärzte ans Telefon zu setzen. "Geschulte Fachkräfte halten sich viel eher an standardisierte Fragebögen. Ärzte schießen oft aus der Hüfte, was in der Telemedizin ungeeignet ist", sagt er.
Zu Jahresende 2016 wird die Gesundheitshotline in Wien, Niederösterreich und Vorarlberg starten, der österreichweite Start soll 2019 sein. Sozialversicherungsvertreter betonen, dass die Hotline die ärztliche Betreuung keineswegs ersetzen, sondern diese ergänzen soll. Die Ärztekammer fordert allerdings Ärzte statt Krankenpfleger an den Telefonen und hält die Maßnahme angesichts der überlasteten Spitalsambulanzen für unzureichend.